Monthly Archives: Juni 2012

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Bezahlt wird nicht

Spaß ist scheinbar eine ernste Sache, und Satire erst recht. Aber immer dann, wenn sie mitten ins italienische Mark trifft, sozusagen den Alltag, und die Lebendigkeit und die Gemütslage unserer Nachbarn aufs Korn nimmt, entsteht tolles und typisches Volkstheater: komisch, absurd, heiter, faszinierend! Iris Radunz als überschäumende, wahrlich nicht auf den Mund gefallene kleine Hausfrau überlistet alle und natürlich erst recht die schmucken Carabinieri, die sich von ihrer Eloquenz und köstlichen Logik absolut überzeugen lassen!

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Betrogen

Erst nach und nach entlarvt der Autor die Entwicklung einer beklemmenden Dreiecksliebe, die sich selbst zerstört, nicht nur, weil sie als Schattengewächs zum Sterben verurteilt ist. Denn ihre Nahrung bezieht sie nur kümmerlich aus angstvollen Versteckspiel, schlecht getarnten Täuschungsmanövern, vorgespielter Blindheit und überkompensierten Freundschafts- und Liebesbeschwörungen. Ein unheilvolles Nicht-wissen-wollen begleitet und zerstört am Ende Ehe, Liebe, Freundschaft.
Das Spiel im Renaissance Theater ist eindringlich, mit einer alle Aspekte des Stückes ausreizenden Regie, analysierenden Szenen, ausgefeilten Charakteren, einer sicheren Interpretation und einer ebenso subtilen wie drastischen Darstellung. Daher auch anerkennender Beifall für ein gewiss nicht leicht zu konsumierendes Lebensdrama.

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Besuch bei Mr. Green

Ein junger Mann, mit Namen Ross, der im Straßenverkehr Mr.Green beinahe angefahren hätte, wird vom Gericht verurteilt, einmal in der Woche dem 86jährigen Witwer im Haushalt zu helfen. Beide sind ziemlich unwillig und dem anderen gegenüber sichtbar abgeneigt; Für diesen Mr.Green gibt es rein gar nichts Erfreuliches mehr im Leben, er lebt in Bergen von Telefonbüchern, hat allerdings das Telefon abbestellt, isst nicht, geht wohl nur selten aus dem Haus, fristet ein trauriges Dasein – vergrämt und verbittert. Doch wie dieser Ross – mal im akkuraten Büroanzug, dann wieder im lässigen Freizeitoutfit- den alten Mann stur und unberührt (und durchaus nicht immer begeistert) aus der Isolation holt, ihn mit leckerer Suppe verführt und ihm die Leviten liest, das ist schon bemerkenswert.

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bei drücken senden

Zwei überaus patente, wenn auch recht ausgeflippte 15jährige Jungen preisen sich auf der Suche nach dringend benötigter Barschaft als Handy-Lehrer an, das hat schon Pfiff. Wenn sie dazu noch auf solch eine reizende und skurrile alte Dame wie Gabriele treffen, die nicht nur ein Herz für junge Leute hat, sondern dazu noch überaus pädagogisch begabt ist – und glücklicherweise auch noch ein bisschen betucht – , dann sollte das eigentlich ein rundum guter Plot sein.

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Armida

Caroline Melzer ist eine hinreißende Armida. In ihrem blauen engen Kostüm steht sie immer wie verloren in ihrer Zeitgebundenheit inmitten all dieses dionysischen Liebesgerangels und folterartigen Gemetzels zwischen entblößten Körpern und sich entblößenden Seelen. Verzweifelt kämpft sie gegen ein Gefühl an, dass sie ohnmächtig und hilflos macht, und das sie deshalb mehr fürchtet als das Kampffeld, auf dem diese “Zauberin” zuhause ist.
Armida greift, als der Geliebte seinen rüden Soldaten wieder in den Kreuzzug folgt und der innerlich bereits besiegten Armida so unbeholfen wie nur irgend möglich, erklärt, dass er sie um des Ruhmes willen verlassen wird – nun doch und endgültig zur Waffe. Und wenn sie den Mann ihrer Wahl auch für immer verloren hat, so demonstriert sie letztendlich doch als Siegerin auf der Empore mit weit ausgebreiteten Armen, vom hellen Licht der glorreichen Selbstüberwindung umhüllt, den Standort, auf dem sie fortan immer stehen wird als eine Frau, die ihre Niederlage in der ganzen Grausamkeit der stets endenden Liebe zu rächen weiß.

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Am goldenen See

Der See, der dem Stück den Titel verleiht, befindet sich jenseits einer – als dramaturgisches Element geschickt eingesetzten – ständig herunterfallenden Fliegengittertür; drinnen, im behaglich mit dunkelgrünem Holz vertäfelten Ferienhaus sind gerade der emeritierte Professor Norman und seine Frau Ethel Thayer angekommen, und kaum sind die Schonbezüge von den Möbeln genommen, beginnt auch schon das wohl ewig alte Ehegeplänkel, das zwei Charaktere enthüllt, wie sie verschiedenenartiger nicht sein könnten, und die Tatja Seibt und Charles Brauer mit Leidenschaft durch den Abend treiben.

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