Category Archives: Regietheater

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Der Impresario, OL

Die Insznierung enthält alles erdenklich Absurde, gewürzt mit guten Bonmots und passender Kritik,, die die Theaterbürokratie treffen, in der trockene Juristendiktion gegen Bühnenfreiheit und Lebendigkeit steht. Und doch ist es heutzutage schon sehr viel besser um die Freiheit der Künstler bestellt, wenn auch die Frauen noch immer um ihre Anerkennung und weibliche Würde kämpfen. Doch auch das Theater selbst kämpft um seine ureigenste Intentiion: als Überbau der Wirklichkeit das Phantastische, die Utopie vorzuführen, das, was sein könnte, aber nie sein wird, weil die Fiktion nur auf der Bühne Realität sein darf, sonst ginge beides verloren, und das Theater würde seine Wirkung und Faszination verlieren. Ein schöner Einwurf zur Poesie und Philosphie des Theaters und der Kunst schlechthin, die der Theatergott allen ans Herz legt.

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Ewig Jung, B

..und sie läuft und läuft und läuft, diese überbordende Produktion: mit Heiterkeit und Tiefsinn, mit Spaß an einem schwierigen Objekt, nämlich dem Älterwerden. Als das Ensemble mit dem Aufführungsreigen 2009 begann, waren alle jung und älter geschminkt, heute sind sie etwas älter und noch älter geschminkt, beinahe so absurd, dass die Insznierung jetzt schon beinahe an die Adams-Family erinnert, wäre sie nicht so voller Übermut und musikalischem Schwung . Wobei natürlich auch hin und wieder einige Ernsthaftigkeit impliziert ist. Dennoch alles in allem ein wahnsinnig groteskes Horrorszenario, in dem die Alten von der adretten, dem Sarkasmus nicht abgeneigten Schwester Angelika so überaus fürsorglich betreut werden, und ihr dennoch immer wieder entwischen, um sich auf eigene Faust nach Bedürfnis und Vermögen zu vergnügen, allerdings dann doch leider in Grenzen.

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Don Quixote, HB

Ein Plädoyer für die Liebe, für die Selbstbestimmung der Frau, für das Ritterliche in beiderlei Geschlecht, deren Sehnsüchte und Körperlichkeit dann aber doch wohl einige Unterschiede besitzen, die zu bekämpfen so sinnlos ist wie Don Quichotes Kampf gegen die Flügel der Windmühle oder die imaginären 200 feindlichen Männer, deren Schatten visionär im Morgengrauen erscheinen.

Die drei Darsteller, zwei junge Frauen, ein junger Mann, in Plastikplanen und Lappen gehüllt, verkünden lachend und blitzenden Auges, deren Schalk unverkennbar zum Stück gehört, dass sie nach Liebe suchen, bei sich, bei uns, bei anderen. Egal, irgendwo und vor allem ständig. Weil sie diese selbstlose Liebe, die sie weder orten noch definieren können, wohl niemals finden werden, fühlen sie sich jenem Ritter von der traurigen Gestalt verbunden, der einer Wahnvorstellung, einer geliebten Schimäre nachjagt und der Menschheit verständlich zu machen versucht, dass nur ein Narr das Übel der Welt bekämpfen kann, aber auch ebenso wenig die Liebe für sich beanspruchen und festhalten kann.

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Die Dreigroschenoper, HB

Eine Mixtur aus Moritat, Comedy, Comedia dell` Arte, Polit-Satire, ein bißchen Kasperltheater a la Otto Walkes oder doch Opera Buffa – von allem eine gute Portion, viel Bewegung, hingebungsvolle Gesangspartien, teils zu schön, um Slumelend und Mordgesellen zu karikieren, dann aber doch wieder frech und friviol á la Brecht. nur eine singt und spielt wirklich so schrill als ob ihre Wut direkt aus der Gosse käme: Susanne Schrader als Xanthippe und Peachums bessere Hälfte; doch Pack schlägt sich Pack (v)erträgt sich, vor allem, wenn es um das Unschuldslamm Polly geht, die sich dem Mordsbuben Mackie an den Hals geworden hat, dem Oberschurken der Londoner Ganovenvereinigung und bestem Freund von Poiizeichef Tiger Brown, den Hans Baumann als zappeligen Hanswurst mit wirren Worten und abstruser Haartracht über die Bühne hoppeln läßt. Die ist wie am Themsedeich schräg konstruiert, von Fallstricken im Londoner Nebel festgehalten, also ziemlich heikel für all die skurrilen Gestalten, ob Bettler, Huren oder Mordgesellen – sie alle fallen, rutschen, schlagen sich mehr schlecht als recht durch die nächtliche Unterwelt.

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Einszweiundzwanzig vor dem Ende, B

Soviel Vergnügen hat der ein Duell mit dem Tod selten gemacht, vielleicht bei Charlie Hübners Verfilmung von Thees Uhlmanns Bestseller “Sonja, der Tod und ich”, aber hier nun auf der Bühne von einem Franzosen, der auch schon mit “Der Vorname” und “Mama und Papa” einem breiten Publikum viel Freude bereitete, der über schnellen Wortwitz, das geniale Gefühl für dramatische Situationskomik verfügt und einen tollen Übersetzer, der das Wesentliche mit Verve und Witz genau trifft: nämlich die Begegnung mit dem Tod, der Bernard gar nicht so sehr überrascht, als dass er ihn eher als lästig und komisch und blöd und vor allem überflüssig findet, denn er will ihm doch noch gar nicht wirklich begegnen – oder warum ist er dann hier, kommt er doch nicht zufällig mal so eben vorbei, sondern um seinen Tribut zu fordern? Hervorragend gespielt und inszeniert!

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Verführung, B

Wie stellt man sich einen Heiratsschwindler vor? Und dann einen, der nach sechs Jahren Haft wegen sieben Millionen erschlichener Euros nun wieder von zwei Frauen auf sehr unterschiedliche Art und Weise umgarnt wird. Soll er sich wehren, soll er vorsichtig um die Falle herumtapsen und wieder der Dumme sein? Ulrich Matthes weiss um die Gefahr, die zum einen von seiner angestrengt bemühten Therapeutin Tania ausgeht, mit der er seit sechs Jahren Katze und Maus spielt und seinen Joker (das Versteck) bisher nicht aus der Hand gegeben hat. Die will ihn festnageln, weiterhin an der Fußkette halten und als Fabrikarbeiter ins erzkatholische Fulda schicken. Ein studierter Mann, ein Sprachgenie und Sektenangehöriger, am Rande nur erwähnt, jedenfalls ziemlich ausgebufft. Das bleibt alles etwas undurchsichtig. Und beide wissen darum. Das Spiel ist noch nicht aus…

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