Monthly Archives: Oktober 2022

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Master Class, OL

Das ist eine wunderbare Weisheit der großen Sängerin Maria Callas, die sie allen Liebhabern des Belcanto hier ans Herz legt: wie man Musik nicht nur hören, sondern er-fühlen muss, mit allen Sinnen, mit aller Hingabe und Konzentration. Auch Martyna Cymermann als zweite Schülerin Elena trotzt dieser Folter der einst als göttlich bezeichneten Diva in aller Verzweiflung letztendlich doch und beschert ihr eine für die Meisterin-akzeptable, immer wieder kritisch durchleuchtete und veränderte Darstellung der Lady Macbeth – für ein junges Mädchen, so lautet die Intention der Callas – eine beinahe unverantwortlich anspruchsvolle Wahl; denn die Jugend soll lernen und erfahren, was ihrer Begabung entspricht, was sie zunächst erleiden und erarbeiten muss, um sich allmählich an die großen historischen Rollen heranzutasten.

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L’Isola d’Alcina, OL

Eine Hommage an Europa. Beinahe wie bei Mozart: heiter, beschwingt, ein HImmel voller Melodien, nur dass sich hinter diesem köstlichen Schwank zwei Autoren verbergen, die man ansonsten eher selten hörte. Dass sich hier die Oper selbst verulkt, nicht nur in ihrer Choreografie mit schauspielerischem und musikalischem Übermut, sondern vor allem mit einem Metatext, der den Irrwitz des Geschehens selbstironisch kommentiert und jederzeit auch mit zeitgenössichenen Bonmots aktualisierend auffrischen und dekorieren kann. Eine fröhliche leichte Kost nach schwerem Ring-Menu. Überaus herzlicher langer Applaus.

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Schwarze Schwäne, OL

Betroffenheit, aber auch heiterere Momente beleben dieses kleine Drama, und sie werden am Ende ein großes Problem aufgreifen, vertiefen und doch niemals wirklich zuende bringen: Ein Robter tut, was ihm eingegeben wird, er führt feste Algorithmen* aus, denkt nicht, fühlt nicht, gehorcht der Logik. Und damit bleibt er fern aller Ethik und Moral. Er denkt nicht: Was wollen wir? Was können wir, was verlangt die Gesellschaft von uns, und was sind wir in der Lage, zu bewältigen?

Ein wirklich nicht leichtes Thema, aber so lebensnah, empathisch und verständlich von zwei ungemein engagierten Schauspielerinnen zu einem kurzweiligen und sehr nachdenklichen Spiel umgesetzt- vor einer dunklen Wand, auf der helle, sich wellenartig bewegende Linien vielleicht die menschlichen und technischen Gehirnströme zeigen sollen, während schneeweiße Plastikformen wie kleine Monumente die Bühne in das Geheimnis des Lebens hüllen. A.C.