Monthly Archives: Oktober 2010

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Pelléas und Melisande

Den Mitwirkenden an dieser Inszenierung ist es in der Tat wohl in höchst sensiblem Zusammenspiel gelungen, ein Märchenbuch aufzuschlagen, das Seite für Seite selbst durch das dunkelste Grüngrau der hohen Mauern des Burginneren noch Sonnenkegel durchfluten läßt. So bricht sich durch das Unheimliche einer Endzeitstimmung immer wieder eine neue Helligkeit wie aus einer ferner Galaxie und durchwärmt die unglücklichen Menschen, die in einer dahinsiechenden Dynastie und einem notleidenden Land leben, mit neuer Hoffnung.

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Ein bisschen Ruhe vor dem Sturm

Teresa Walser kennt sie allzu gut: die Egomanen des Schauspiels und der Regie. Und sie führt sie hier am unsichtbaren Band genüsslich in einem Spiel im Spiel vor. Drei Hitler-Darsteller bereiten sich auf eine Talkshow vor, aber eigentlich präsentieren sie ihre Eitelkeiten, ihren Hochmut, ihr unerschütterliches Ego – aber auch ihre unbedingte Leidenschaft zur Schauspielerei.

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Reineke Fuchs

Die Regie hat dem Darsteller dreierlei schwerste Aufgaben zugedacht: Zum einen spielt und spricht Michel – toll gewandet im historischen Kostüm des Edelmannes mit gelb-orangefarbenem Perückenlocken – mit Hingabe und Temperament alle Rollen mit unglaublich angepasster Mimik und hinreißend komischen Gebärden, zum anderen stemmt er das riesige Requisit, einen schweren Rahmen, der als Galgen für den Schurken wie als Portal für den König, aber zugleich auch als Bilderkaleidoskop der sich sinnlos betrinkenden Höflinge dient, und dann muss er auch noch die zwölf “Gesänge” in der verwobenen Sprache als rhythmische Erzählung präsentieren.

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Prometheus, gefesselt

Die Inszenierung endet nach einer Stunde wie sie begonnen hat: mit Geplätscher und im Halbdunkel. Da Jossi Wieler seine Darsteller – siehe auch “Iphigenie” – weitestgehend statisch und textlastig agieren läßt, also den Hauptakzent auf die Vermittlung des Wortes als aussagekräftiges theatralisches Mittel legt, konnte man natürlich keine spannenden inszenatorisch beeindruckenden Phasen erwarten. Ein bisschen mehr darstellerische Differenzierung und dramaturgische Spannung aber hätte dem großen Epos schon größere Transparenz verliehen !

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Prinz Friedrich von Homburg

Die Kenntnis der Handlung vorausgesetzt, kann man dem schnell wechselnden Spiel um Illusion, Kampfesgeist und eigener Verantwortung und deren unerbittlichen Konsequenzen folgen; wenn nicht, so empfiehlt sich eine ausgiebige Anschlusslektüre. In Kriegenburgs stark gestraffter Bühnenversion beginnt das seltsame Spiel um Gehorsam und Selbstbestimmung mit einem somnambulen Jüngling, den Ole Lagerpusch in guter Tradition aller jungen Bühnenhelden mimt: romantisch, versonnen, verliebt und fern aller Realität.
Ob die Inszenierung diese Tiefgründigkeit aller ethischen und politischen Aspekte widerspiegelt, ist fraglich; denn verstörend sind nicht nur der eingekochte Text, Schall und Farbe, sondern auch die unerklärliche Fallsucht, das ekstatische Wühlen in den “Fluten”, die epileptischen Sturzanfälle der Kurfürstin (Judith Hofmann) und ihrer Ziehtochter Natalie (Barbara Heynen). Wer sich nicht wälzt, bleibt allerdings auch nicht lange trocken.

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