Monthly Archives: September 2021

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Das schlaue Füchslein, HB

Hommage an die Natur

Das scheint das Konzept der Regie zu sein, frei nach dem Komponisten und Autor dieser reizenden, gleichwohl tiefsinnigen Geschichte von menschlichen Gefühlen und tierischem Leben: Aus sparsamen Monologen entspinnen sich nicht nur eine, sondern viele Geschichten um die Schicksale aller Beteiligten. Und gespickt ist diese sich natürlich um Liebe, Leben und Tod rankende kleine Schauspieloper mit allerlei schrägen und bewegenden Momenten; schon der Auftakt inmitten der sinnlich-heiteren Ouvertüre: da schlingt sich in tollen Verrenkungen eine Artistin mit schwarzen Flügeln und grünem Trikot wie ein seltsam schillernder Vogel mit einem zum Seil gebundenen Tuch in die Höhe der Bühne. Erst am Schluss wird sie wieder auftreten – denn Anfang und Ende sind austauschbar; ihr Motto ist die Hingabe zur Natur, ihre einzigartigen Schönheiten und Fremdartigkeiten, ihre Verheißung des Immerwährenden und des stetigen Neuanfangs wahrzunehmen. Das grelle weiße Bühnenbild, einer Zirkusarena gleich, ist beweglich wie eine Rotunde und birgt unter sich den gemütlich bunten Dachsbau, aus dem das Füchslein den alten Knurrhahn verdrängt. Lieb ist hier eigentlich wirklich keiner so richtig… aber es macht Spaß, diesem verzwickten Treiben von Mensch und Tier zuzuhören , das nicht so sehr auf die Sprache, sondern vielmehr auf die hervorragende gesangliche und körperliche Beweglichkeit der Dasteller ausgerichtet ist.

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MIlchwald, HB

Eine kleine hanseatisch eingebürgerte Mannschaft, die ausgezogen ist, die abgewiesene Russin zurückzuholen, bewegt sich wahrscheinlich per Bus und zu Fuß oder auch mit der Bahn ins Grenzland Polesien, wo einst Hitlers Schergen herrschten, und damit ist auch der übliche Bezug zur Nazivergangenheit hergestellt. Eingebaut ist sogar ein alter Bunker aus Pappmasché, der nach und nach eingerissen wird, was eine ziemliche Schweinerei auf der Bühne hinterläßt. Die kleine Gruppe will also die Asylbewerberin Laila samt Kinderschar zurückholen und fällt dabei nicht nur einmal aus der Rolle und auf die Nase. Dann und wann bläst der weiße Bühnenebel über die Darsteller hinweg, die sich unter der Führung eines gewichtigen Bodybuilders in permanente Unannehmlichkeiten katapultieren. Aber solange mit Marx und Marcuse und Aristoteles – auch Antiogone und Medea dienen als Wegbegleiter – ermutigend argumentiert wird, ist wohl alles in Ordnung.