Monthly Archives: Juli 2021

Permalink to single post

Michael Kohlhaas, B

Ein Sammelsurium von Einfällen, aber keine dramatische Struktur – so ließe sich diese Inszenierung beschreiben, die mit technikverstärkter Deklamation das Schicksal des Pferdehändlers Michael Kohlhaas beschreibt, der um sein Recht und Wiedergutmachung kämpft, obwohl er eigentlich hätte wissen müssen, dass Recht und Gerechtigkeit im Sinn der absoluten Vorherrschaft des Adels und der abhängigen Justiz verhandelt werden. Die Geschichte kommt glühend und donnernd über die Bühne, wird mit allerlei Aus-und Anziehvariationen ausgeschmückt, aber wirkt im Ganzen eher, als ob hier zu viele Akteure ihre Vorstellungen eingebracht hätten, und man sich dann irgendwie auf einen mehr schlichten Darstellungsmodus geeinigt hätte. Doch Kleist ist, gerade weil sein Text so authentisch vorherrscht – immer eine Reflexion wert. Ideologische Verbissenheit und der Kampf um Gerechtigkeit sind Diskussionsstoff allemal.

Permalink to single post

Die Laborantin, OL

Dieses Stück ist so aktuell, dass es beinahe schon Realität ist, s.FAZ Juli 2021: Da stellt der Autor Thomas Ludwig die Frage, ob “ein Sozialsystem nach chinesischem Vorbild auch in Deutschland denkbar sei?” Er bezieht sich dabei auf eine Studie des Bundesbildungsminsteriums, in der die Forscher das chinesische Modell als mögliche Zukunftsperspektive für Arbeit und Gesellschaft auch für Deutschland untersuchen: dabei geht es um ein Bonus-Modell, von dem der Zugang zu Ressourcen wie Arbeits-oder Studienplätzen abhängig sein wird.
Im Schauspiel geht es “nur” um rating, und es ist noch viel schlimmer, weil es bereits im fötalen Zustand die möglichen genetischen Qualifikationen offenlegt und nach einem Bewertungssystem den Menschen in seinen Zukunftchancen festlegt.