Monthly Archives: Mai 2019

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Die tote Stadt, HB

Ein sehr kunstvolles, phantasiereiches Bühnenarangement, das das Orchester in den Mittelpunkt stellt und die Protagonisten davor placiert, wird der Intention des Komponisten mehr als gerecht. Die Videoeinspielungen, die Ursachen und Hintergrund der bizarren Verstörung des Malers Paul symbolisieren sollen, kann man gesondert betrachten. Der vom Leben und Tod seiner geliebten Gattin besessene, sich in eine nekrophile Anbetung rettende Mann jedenfalls wird nach und nach sein Leben und das seiner neuen Geleibten, die das Ebenbild der Verstorbenen zu sein scheint, durch seinen Wahn mit Sicherheit zertören. Dass Maria auf dem Heiligensockel verschiedene Ratschläge erteilt, gehört zu seiner depressiven Wahrnehmung, und dass Marietta Lebenslust und Liebesfreude mit elementarer Leidenschaft verkörpert, stürzt Paul nur in noch tiefere Paranoia. Phantastische Sänger, eine eigenwillige Inszenierung und ein in die Tollheit getriebenes Orchester, das aber genauso aller Wehmut und Sehnsucht die Waage hält.

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Unterleuten, B/Potsdam

von Juli Zeh, eine Produktion des Hans Otto Theaters, Potsdam Gastspiel im Berliner Schillertheater/Komödie am Kurfürstendamm, 2019 Bearbeitung: Ute Scharfenberg, Regie: Tobias Wellemeyer, Bühne: Alexander Wolf, Kostüm: Ines Burisch, Musik/Sounddesign: Mare Eisenschink mit: Dirk Schoedon, Christoph Hohmann, Juliane Götz, Katrin Hauptmann, Johannes Heinrichs, Rita Feldmeier, Sabine Scholze, Marianna Linden, Roland Kuchenbuch, Esther Agricola, Matthias Zahlbaum, Josip Culjak, Julian Mehne, Jan Kersjes, Arne Lenk, Elisabeth Bellé, Charlotte Hübner, Maria Gohl, Matilda Lindbergh Ein Windpark und seine Folgen Die Potsdamer Inszenierung des

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Oceane, B

Die ursprüngliche Fassung von “Oceane” stammt von Theodor Fontane und ist Fragment geblieben. Literaturwissenschaftler sind der Ansicht, dass diese Frauenfigur für den Dichter nicht greifbar, nicht real genug war, dass er sie mit seinen Intentionen nicht genügend in Szene setzen konnte. Das ist wohl nur die halbe Wahrheit. Denn der jetzige Librettist Hans Ulrich Treichel und der Komponist Detlev Granert haben eine zwar unduchsichtige, durchscheinende Meeresfrau geschafffen, aber doch um sie herum die bigotte und preußisch strenge Gesellschaft als psychologische Ursache für das Scheitern der jungen Frau auf Erdengrund sehr eindringlich musikalisch und szenisch transparent gemacht. Die Meeresjungfrau Oceane-Undine scheitert nicht an der fehlenden Sprache, sondern im übertragenen Sinn an der Unfähigkeit beider Seiten, einander zu verstehen. Ein dynamisches, hochgradig ästhetisch über die Bühne im Ambiente eines tschechowschen Millieus aussterbender Gesellschaftsschichten gleitendes Drama um unmögliche Menschwerdung in einer unmenschlichen Gesellschaft. A.C.