Category Archives: Tanz & Tanztheater

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Internationale Tanztage, Système Castafiore, OL

Die Oldenburger Tanztage mit international hochkarätigen Angeboten stehen jetzt zum 15. Mal im Zentrum der hiesigen Kultur und sind Anlaufspunkt für viele Tanz- und Ballettfreunde. Die verschiedenen Beiträge sind so einzigartig, auserlesen, so differenziert, so dramatisch und künstlerisch phantastisch, dass sie damit auch zugleich einen große Hoffungstrahl in unsere Zukunft senden. Solche Schaffenskraft und Freude wird nicht vergehen. Aber was soll man von den über 40 Angeboten anschauen? Am besten alles, an vier Spielorten zu versetzten Zeiten und mit Wiederholungen der Programme ist einiges zu bewältigen. Tanztheater in allen Facetten!

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Internationale Tanztage: Fosssile , OL

Die Schwere des Werdens, die Leichtigkeit des Seins – Was war zuerst? Das Chaos oder das Paradies – nach bisherigen Wahrscheinlichkeiten war es das Chaos, und aus diesem wuchs das Leben aus einem winzigen Zellkern, wuchs und wuchs und wandelte sich, und eines Tages wurde es aus dem Meer mit mächtigen hohen Wehen ausgespuckt. Das neue Wesen war nackt und krümmte sich, wusste nichts mit sich anzufangen und flüchtete in eine Höhle. Aus dieser flogen eines Tages, nachdem das Wasser sich zurückgezogen hatte, eine Menge weißer grober Knochen in die halbdunkle Welt, und der Mann kroch ebenfalls heraus, verwundert, was denn diese Knochen bedeuteten; er stapelte sie aufeinander und meinte, sich mit ihrer Hilfe nun vorwärts bewegen zu können. Er nahm das Skelett vor die Brust und betrachtete den toten Schädel. Alles passte irgendwie und auch auf seinen Körper? Da kam die Frau hinzu, aus der Höhle oder aus dem Nichts – oder sie war schon immer da, und beide wunderten sich.

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Energetic Emotions, OL

Die fünf Tangos von Antoine Jully zeigen in engster Verknüpfung des klasschen mit dem freien Ballett – neben den kaum mehr wahrnehmbaren rigiden Rhythmen der spanischen Geschlechterkampfes – in dieser symbiotisch arrangierten tänzerischen Ausformung ein neues, zeitgemäßes Paar- und partnerschaftliches Miteinander. Der Kampf um die Vorherrschaft mag unterschwellig stets vorhanden sein, aber hier eher als gleichwertige Auseinandersetzung und dem Herausfinden der eigenen Möglichkeiten in der Beziehung. Tänzerisch folgen in fünf Bezeichnungen oder Zuständen eingetaktete Variationen mit spannungsreichen Intermezzi der einzelnen Paare, die, mal als Formation im Ganzen, dann wieder vereinzelt – ihre Interpretation von Piazzollas Musik in dynamisch artifiziellen bis zärtlich hingebungsvollen Bewegungen erleben und erklingen lassen.

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Ballett Impulsiv III,OL

In funkelnd meeresblaugrün schimmernder zweiter Haut versprüht das Corps de Ballett endlich die ersehnte Lebenslust und Tanzfreude pur; am Ende des abwechslungsreichen Abends präsentiert der Choreograf Jully den Schlußakkord wie Perlen an der Zündschnur, explosiv, überbordend – beglückt geht man in den späten Pfingssonntag. Eine zweistündige Vorstellung zeigt in vielfältigen und ausgefeilten tänzerischen Episoden zum Themenbereich “sich aufeinander verlassen getanzte Lebensfreude – zuweilen von dem Applaus eines begeisterten Ballettpublikums für Momente unterbrochen – ein Kaleidoskop perfekter tänzerischer Vielfalt auf verschiedenen thematischen Ebenen.

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Alice im Wunderland, OL

Und ist auch Dichtung, so ist’s doch auch Wahrheit, so möchte man die hinreißende Choreografie beschreiben, mit der Antoine Jully die phantastische Welt, in die der Dichter Lewis Carroll seine achtjährige Alice schickt, sie irren und wirren lässt, bis sie sich selber aus der Zange eines infernalischen Spiels in der Welt des Kartenspiels von ihren Ängsten befreit. Bis dahin schwirrt und stolpert Alice in hohen Sprüngen, Spagaten und artistischen Figuren – immer wieder als ein Opfer der starken männlichen Geister, die sie wie einen Spielball herumwirbeln – durch ein abstruses Chaos. In einer abstakten Traumwelt voller bizarrer Ereignisse, seltsamster Vögel und Figuren wird das Kind betäubt und verängstigt, doch auch gleichermaßen fasziniert und neugierig in den Sog einer surrealen Fabelwelt gezogen, die so nicht existiert und doch in aller Unheimlichkeit irgendwie real ist in ihrer dunklen, vielschichtigen Untergründigkeit.
Denn das weiße Kaninchen, ein fantastischer Tanzpartner in dieser außergewöhnlichen Fremdenführung durch die Unterwelt, assistiert von zwei übermütigen Clowns, die Alice wie Schuljungen foppen, gleitet sie am Ende dennoch sicher durch diese verwunderliche Welt, die von ihr Besitz ergreifen will und deren Geister sie in einem rasenden Wechsel der Gefühle stürzen, aus denen sie sich befreien und zu ihrer Schwester in der Oberwelt zurückkehren kann. Und das scheint die Botschaft des Dichters, die in dieser stimmigen Gemeinschaftsarbeit eines kreativen, tanzgewaltigen und ausdrucksstarken Teams sichtbar wird: zu begreifen, wie bunt, wie vielschichtig, wie gefährlich, aber auch wie seltsam schön das Leben sein kann, bedrohlich und verführerisch, unvorhersehbar, ebenso voller Zärtlichkeit wie Gewalt, voller Musik und Zauber für den, der zu einer eigenen Persönlichkeit gefunden hat.

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Evita, OL

Dem Oldenburgischen Staatstheater ist eine sehenswerte Inszenierung geglückt, weil es sich zum Einen an die erfolgreiche Vorgabe der Originalproduktion von Harold Prince hält, zum anderen, weil es in nur gut zweistündiger Aufführung den Lebenslauf der Eva Duarte Perón in vielfarbiger Leuchtkraft entfaltet. Da sind nicht nur die stimmlich variationsfähigen Darsteller, die dies Metier mit Auszeichnung im Musicalfach studiert haben, und Spiel und Gesang perfekt miteinander vereinen, sondern es gelingt eine effektvolle Gesamtharmonie von Orchester, Regie und Bühnenzauber.

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