Monthly Archives: Dezember 2013

Permalink to single post

Cosí fan tutte, HB

Ein Stück von zwiespältiger Schönheit – selten wird es komisch aufgefasst, immer steht die tragische Komponente im Vordergrund. Mit Ausnahme der Rolle von Despina, die den komischen Part übernehmen darf (in Bremen sehr glücklich ausgespielt). Die poetische Versführung ist leider in fast keiner Übersetzung gut getroffen, zumal, wenn sie verkürzt in deutscher Fassung projiiziert wird. Deshalb gilt es, intensiver auf die Orchestrierung zu achten, wie z.B. in der Abschiedsszene, wenn die Männer „in See stechen“, hören wir gedämpfte Geigen und Bratschen, weich begleiten die Basspizzicati und schwebende Bläsertöne das von sanfter Melancholie und echter Trauer gestaltete Bild.

Permalink to single post

Fräulein Julie, Schaubühne

Den Kern des Dramas hat das junge Regie- und Kameraensemble dazu benutzt, um die filmerfahrene hinreißende Jule Böwe als Kristin im Auge des Schicksalsorkans zu portraitieren und zwar mit allen filmischen und bühnentechnischen Mitteln, die man hier je sah – ein beachtliches Stück Arbeit, eine überraschende Leistung, und – für viele Theaterfreunde – immer wieder eine Ermutigung, nach skandalösen, enttäuschenden Inszenierungen an der Schaubühne, auf die nächste Aufführung zu hoffen.

Permalink to single post

Dialoge 09

In immer sich neu erfindenden Bildern entfalten sich die unzähligen Bewegungsabläufe der Tänzer zu modernen, oft schrillen aber ebenso fein und fern ertönenden Musiken neuer Komponisten – in allen Räumen des großartigen Neuen Museums, das David Chipperfield mit dezenter Ausgestaltung und einer faszinierenden Harmonie der verschiedenen architektonischen Elemente und Materialien versehen hat. Hier treffen sich Gesang-, Instrumental-, Tanz- und Baukunst auf allen Ebenen im wahrsten Sinne des Wortes.

Permalink to single post

Das letzte Feuer, DT

Hier gibt es kein Prinzip Hoffnung, dass sich immerhin durch das Angebot der Psychotherapie (von Seelsorge ganz zu schweigen) oder einer altruistischen Mitmenschlichkeit anbieten würde. Aber das passt nicht ins Konzept der Autorin und schon gar nicht in die Auslegung des Regisseurs, die beide in einer düsteren Einstellung zur schicksalsgegebenen und unabänderbaren Situation menschlicher Unzulänglichkeiten (und politischer Ignoranz und Unfähigkeit) verharren.

Permalink to single post

Cyrano de Bergerac

Diese Inszenierung ist natürlich – mit allerlei Spaß und Witzelei – ein Bühnenvergnügen. Die umworbene Roxande blickt von Logenbalkon auf ihre Verehrer und einen Schauspieler auf der Bühne herab, den der aufgebrachte Cyrano erbarmungslos von der Bühne scheucht. Wir lernen: nichts ist für diesen Mann schlimmer als ein triviales Wortgemetzel. Selbst gewitzt und wortgewandt, gleichzeitig fechtend und dichtend, ist ihm kein Feind zu mächtig. Und so kämpft er bekanntlich wortgewaltig, doch anonym, um die geliebte Roxande, die erst im hohen Alter erfährt, wer sie so heiß geliebt hat..

Permalink to single post

Holzschlachten -Ein Stück Arbeit

Bierbichler erzählt in seinem eher beiläufigen, so ungemein faszinierenden bayrisch-hochdeutschen Sprachduktus Unaussprechbares, Ungeheuerlichkeiten, die für die Nachgeborenen nicht fassbar sind. Und wie dieser Mann das erzählt, als ob er dem Zuhörer, der scheinbar nur schwer begreift, Selbstverständliches, Notwendiges auf sachlicher Ebene erklärt: Menschen, die zusammengepfercht in Wagons abtransportiert, ausgesucht, vergast wurden, als “wissenschaftliche Objekte” missbraucht wie Tiere, in den Tod geschickt, nach Alter, Geschlecht sortiert, alles akkurat, alles hatte seine Richtigkeit. Das alles musste sein, um Schlimmeres zu verhüten!

« Older Entries