For the Disconnected Child
Schaubühne am Lehniner Platz
Uraufführung 2013 Koperation mit der Staatsoper im Schiller Theater
von Falk Richter: Regie und Choreographie; Dirigent: Wolfram-Maria Märtig; Komposition: Malte Beckenbusch, Achim Bornhoeft, Oliver Frick, Heldi Hrafn Jonsson, Jan Kopp, Jörg Mainka, Oliver Prechtl;
mit: Franz Hartweig, Helfi Hrafn Jonsson, Ursula Lardi, Borjna Mateewa, Andreas Merk/Steven Michel, Gyula Oriendt, Franz Rogowski, stefan Stern, Tilman Strauß, Jorijn Vriesendorp, Luise wolfram, Narine Yeghiyan und Musikern der Staatskapelle Berlin unter der Leitung von Wolfram Maria Märtig; Bühne: Katrin Hoffmann; Kostüme: Daniela Selig; Video: Chris Kondek; Dramturgie: Florian Borchmeyer; Nils Haarmann, Jens Schroth; Licht: Carsten Sander
Der Realität entrückt
Eine moderne Dreisparteninszenierung von Sprech, Tanz- und Musiktheater, die sich in dem ewig zeitlosen Thema: Liebe, Liebesvermeidung, Tennung, Schmerz – und was an weiteren Gefühlen eben zusammenwirkt – miteinander im bunten Potpurri verquirlen. Die emotionale Basis gibt die Geschichte von Eugen Onegin, jenes russischen Edelmannes, der die Liebe der jungenTatjana mit verletzender Kälte zurückweist, die Bindung an eine Ehe und die Enge der ländlichen Gesellschaft fürchtend, sozusagen das und die Weite sucht. Später, zu spät, wird er zurückkommen,doch nicht wie Peer Gynt die Treue seiner verlassenen Frau wiederfinden, sondern einsehen müssen, dass er seine Lebens- und Liebeschance vertan hat.
Dem verleihen ganz wunderbar der Bariton Gyula Orendt als Eugen und die Sopranistin Narine Yeghiyan als GutstochterTatjana kräftigen und leidvollen Ausdruck, mal auf dem Gerüstbalkon in der oberen Etage etwas entfernt von unserer Bühnenrealität, mal auch auf dem harten vorderen Boden der Tatsachen, begleitet von Schauspielern, die Männern à la Eugen ( wie Stefan Stern) jenen coolen Touch geben, der sich heutzutage überall hören läßt – in rhetorischen Ausweichmanövern, in der Flucht in Unverbindlichkeiten, im Rückzug in eine gut getarnte Angst vor allzu großer Nähe. Wie dies überhaupt das Thema des ganzen, von insgesamt 24 handlungskongruenten Kompositionen begleiteten Abends ist, der sich wechselweise im Tanz, in der Musik, in der Gestik und der Theatralik operngemäß und – jedenfalls überwiegend im ersten Teil der Inszenierung – auch mit Spannung entfaltet.
Zu Beginn präsentiert sich das kleine, hochkarätige Instrumentalensemble noch mitten auf der weiten vorderen Bühne und begleitet den allegorischen Auftakt des Sängers und Gitarristen Helgi Hrafn Jònsson mit sanfter Melodik. Liebes-Schwermut verbirgt sich in dem Lied “Soft Targets” (leise Tränen) und verdichtet sich in seiner hellen und klaren sopranhohen Tenorstimme. Das Hauptthema wird mit einem kurzen Beleuchtungswechsel dann den langen weiteren Teil der Aufführung bestimmen, während dessen das Orchester im rechten Seitenflügel der Bühne placiert ist, um den wirbelenden, Tanzakrobaten, die um einander werben, ringen, sich nähern, entfernen – man kennt das Spiel genügend auch von den Choreographien moderner Compagnien, wobei nicht immer einleuchtend ist, warum sich die Tänzer auf den Kopf stellen müssen, in seltsam verrenkten Posen verharren oder sich das Herz aus dem Leib – wohlgemerkt – in wilden tänzerischen Wirbelstürmen herausreissen müssen – aber wahrscheinlich ist dies auch sinnbildlich zu verstehen.
Nicht ohne Humor, wenn auch stets unter Tränen und mit Vehemenz leidend, sind die Einschübe der armen Frau Winter (Ursula Lardi als echte schaubühnentypische Melodramatikerin)) in schrecklich häßlichen Kostümen, überrot geschminktem Mund, tränennassem Gesicht, die als Tatjana nach Nähe und Liebe sucht, den Mann nicht halten konnte, die Mutter fernab im fremden Land nicht mehr verstehen kann und sich groteskerweise als Managerin einer beziehungs- und bewußtseinserweiternden pschyoanalytischen Aufgabe widmet. Borjana Mateewa verleiht der ewig auf ihren Einsatz wartenden Sängerin eine überzeugende Persönlichkeit als Mutter mit Migrantenhintergrund. Sie bewältigt ein armseliges Schicksal, wartet Abend für Abend darauf, diesen einen, ewig gültigen Satz im Onegin-Drama singen zu dürfen, den sie wie einen Strohhalm umklammert, jenseits der Hilferufe der fernen Tochter, die sie – eingedenk ihrer eigenen mütterlichen Versäumnisse – nicht mehr verstehen will. Ein Drama im Drama, das sich besser hätte ausbauen oder einbeziehen lassen, wenn nicht dieses wuselige Potpourri allerlei Gedankentänze den Vorrang gehabt hätte.
So entsteht nicht wirklich eine gute Geschichte, sondern es hat den Anschein als ob eine Menge Versatzstücke als Patchworkarbeit aneinandergereiht worden seien, die eben wie ein Flickenteppich eine vielfältig zu interpretierende Botschaft senden: sieh her, da ist eine junge Generation, die sich ängstigt, aus der Eierschale herauszuklettern, das Leben bei der Hand zu nehmen, sich in ein Abenteuer zu stürzen, dessen Ausgang zwar unsicher ist, das aber echte Lebendigkeit – allerdings auch Leid – verspricht. Stattdessen greift man ängstlich zum handy, outet sich orientierungslos bei Facebook, wartet auf den Traumpartner, nicht verstehend, dass dieser immer nur sich selbst sucht und fühlt sich schrecklich einsam. Begegnet so ein armes Menschenkind aber einem anderen Menschen, der nach Gleichem Ausschau hält, so verkriecht er sich in sein scheues mutloses Egot, scheut das Risiko, setzt die Wünsche so hoch an, dass sie von vornherein nicht erfüllt werden können und schafft das Chaos, das alles zum Auflösen bringt. Die hohe Erwartung kann sich nicht erfüllen, und so geht der moderne Mensch wie Eugen Onegin einen langen einsamen Weg, der Hunger und Durst nach absoluter Harmonie und Glückseligkeit niemals stillen wird, sondern ihn zurück zum Anfang führt. Begleitet wird diese Suche nach Erfüllung von alltäglicher Banalität und vielleicht auch der zeitweiligen Erkenntnis, dass es ein Paradies nicht gibt, die Kindheit vorbei ist, die Liebe ihren Preis hat, Sicherheit nur eine Illusion und die Oper nur ein romantisch verzierter Spiegel der Wirklichkeit ist. A.C.
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