Human Design, Tanztage, OL
Die TanzKompanie
Frankreich/Österreich
Staatstheater Oldenburg, Mai 2025
Konzept, Choreografie, Bühne und Künstlerische Leitung: Grégory Darcy; Musik: Clara Vetter, Max Treuttner, Haannah Schmidt, Nina Haareer, Gregory Darcy, René Aubry, Niklas Paschburg;Kostüme: Ulrike Mitschke, Roboter-Technik: Max Röser
mit: LIlly Bendl, Johannes Blattner, Joshua Cole, Lisa Eichacker, Leonard Exner, Amnna Sühelyla Harms, Karoly Töth, Johanna Wichmann, KI-Roboter MAiRA
Auferstehung
Der französische Choreograf Grégory Darcy, der 2020 seine inclusive professionelle TanzKompanie gegründet hat, ist studierter Luft- und Raumfahrtingenieur. Seine Interesse galt schon immer dem Grenzbereich zwischen Mensch und Technik. Die Faszination wie Menschen und Maschinen einander beeinflussen können, verleitete ihn dazu, eine mögliche Partnerschaft zwischen Menschen, Robotern und der Natur (hier auf großen Video-Wänden mit tanzenden Farnenwäldern und beinahe hörbar raschelnden Laubbäumen) auf künstlerischer Basis zu probieren. Zum anderen wollte er das Thema Behinderung und Tanz auf hohem Niveau in das Bewußtsein des Publikums rücken. Und das ist sehr berührend gelungen, ob er nun mit einem jungen Mann in der Adoleszenz eine Vater-Sohn Performance in leichten, exakt gesetzten behutsamen Bewegungen vorführt oder mit einem jungen Mädchen eine Tochter-Vater-Vertrautheit mit so großer Feinfühligkeit celebriert, das seine drei jugendlichen Tänzer förmlich aufblühen in der mit ihnen getellten An-Forderung, in der sie sich entfalten und beweisen können.
Von ebensolcher Intensität und Einfühlung ist die Szene, die eine wunderbare Tänzerin mit ihrem Partner, der schwer behindert im Rollstuhl heranfährt, celebriert.Ja, es ist ein Fest der Entfaltung, das hier gezeigt wird und wohl so selten ist, wie das Geschenk einer Auferstehung, eines neuen Lebensgefühls…denn der Mann erhebt sich aus dem sicheren Gefährt und versucht, die Partnerin zu erreichen und in ihrem beinahe schon ekstatisch hochgefahrenen Stepptanz zu beruhigen, ihr die Hand zu reichen, ihr nun wieder durch die Berühung eines anderen Menschen zu Sicherheit zu verhelfen. Eine gegenseitige Partnerschaft, wie sie wohl sehr hart erarbeitet wurde, aber mit so großem empathisch-sinnlichen Erfolg, wie ihn keine der von mir gesehenen Compagnien für sich verbuchen konnte.
Dass sich der weiße schlanke Roboter, der ein bißchen einer Giraffe ähnelt, so anschmiegsam seiner menschlichen Partnerin darbietet, ist wohl recht irritierend, Aber egal, er wird so behende, so zärtlich, so kunstvoll umtanzt, dass er seinen schlanken Hals und den föhnartigen Kopf nur geradeso auszurichten braucht, dass sich Arme und Beine von Mensch und Maschine im gleichen Bewegungsablauf befinden, um eine Einheitlichkeit herzustellen. Das ist gekonnt. Großer Beifall auch für die Techniker,
Für mich der schönste Beitrag in dieser Woche, die unter dem Motto der Nachhaltigkeit stand, was immer man auch beim Tanz darunter verstehen mag. Wenn man damit die nachwirkende Erinnerung und Begeisterung für eine bunte Vielfalt an künstlerischen Variationen meint, dann ist das wohl richtig. A.C.