Author Archives: A. Cromme

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Ein Sommernachtstraum, B

Dieses Ballett ist ein TRAUM! Es ist so wunderbar überirdisch, so vielseitig, phantasievoll, bunt und zeitlos, voller Dynamik, Zärtlichkeit und Artistik, was dem (scheinbar knochenlosen) Tänzer Leroy Mokgatle als Puck den heftigsten Applaus bescherte. Aber das große Geheimnis, das in immer neuen Facetten und Formationen alle Variationen dieses Genres so fesselt und fasziniert, umfasst eine Choreografie, die für alle Partien der Solotänzer, der Paare und des Corps de Ballet gebührend individuellen Raum ihrer künstlerischen Entfaltung freigibt bis zur grandiosen Hochzeitszeremonie. Unmöglich, wollte man die kunstvollen Variationen aller Bühnenbilder, aller Szenen, Kostüme und choreografischer Finessen, die ein zweistündiges atemloses Feuerwerk zu einem ganz besonderen Erlebnis werden lassen, im Detail angemessen würdigen. Denn sie bleiben in der Erinnerung!

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Die schöne Helena, B

Opera bouffe in drei Akten von Jacques Offenbach, Libretto von Henri Meilhac und Ludovis Halév Uraufführung am 17. Dezember 1864 in Paris Komische Oper Berlin, 2025 Wiederaufnahme Musikalische Leitung: Adrien Perruchon, Inszenierung Berrie Kosky, Spielleitung Tamara Heimbrok, Choreorafie Otto Pichler, Bühnenbilder Rufus Didwiszus, Kostüme Buki Shiff, Dramaturgie Johanna Wall, Chor David Cavelius, Licht Diego Leetz. mit: Nicole Chevalier Helena, Tansel Akzeyybek Paris, Christoph Späth Menelaus, Karolina Gumos Orest, Johannes Stermann (Gesang) und Tamara Heimbrik (Spiel) als Kalchas, Dominik Königer Agamemnon,

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Das Dinner, B

Die Inszenierung leidet unter anderem darunter, dass der Regisseur und sein Team den Autor moralisch und sozialkritisch politisch korrekt überholen möchten. Damit wird der dumpfe Sarkasmus des Misanthropen Paul Neumann durch den Charme von Ulrich Matthes ins Komische verwandelt, das Publikum lacht, wo es eigentlich eiskalt erschaudern müsste. Denn Matthes ist alles andere als ein gefährlicher Psychopath, der die Menschen allgemein und seinen Bruder ganz besonders hasst und damit den kriminellen Bodensatz in der Entwicklung seines Sohnes und die krankhafte Zuneigung seiner Frau verantwortet. Stattseiner wird hier wird Claire alias Maren Eggert so lange schweigend und beschwichtigend eingesetzt, dass man ihr den letzten großen Ausbruch eigentlich gar nicht glauben möchte. Die Abgebrühtheit, wie sie hier den Schlussstrich setzt, überrascht und überrumpelt die Absicht des Autors, der den Spannungsbogen eigentlich auf permanent vibrierenden Saiten in der Romanvorlage eigentlich anders führt. Ein perfides Spiel um Schein-Glück, verdrängten Hass und Verwöhnung, Verschweigen und Negieren der Wirklichkeit, um die Wahrung des Scheins – einer guten Ehe, einer intakten Familie, einer poltischen Karriere. Ein psycholoigisches Puzzle, das einen traurigen Ausgang hat.

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Lehman Brothers, B

Drei urige, ehrgeizige, selbstbewußte jüdische Einwanderer aus Österreich zu Beginn des 19.Jahrhunderts, die sich der rauhen Art der Baumwollfarmer in Alabama schnell anpassen und deren Berdürfnisse als gewiefte Händler schnell zu Eigen und zu Geld machen. Die Bühnendekoration ist sparsam, aber effektvoll mit Hilfe von Videos, Licht- und Lärmeffekten, die der jeweiligen hisorischen Situation angepaßt werden. Das temperamentvolle Spiel der großartigen Schauspieler, die in allerlei Rollen schlüpfen und die dynastischen Bewegungen und Veränderungen über Jahrhunderte hinweg charismatisch ausfeilen. Ein großes Spiel auf kleinem physischen, aber unendlich weitem geografischen Feld, in dem Generationen Geld und Geld und Geld machen und schließlich an der Überfülle ihrer Investitionen ersticken und die halbe Welt mitnehmen. Es ist unsere Zeitgeschichte. Sehenswert!

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Die Vögel, OL

Die Geschichte von zwei Männern, die sich in das Reich der Vögel hineinversetzen, um von den Sorgen der Erde erlöst, eine neue Freiheit im Reich der Vögel zu erleben und dann an ihren Machtgelüsten scheitern, das schrieb der griechische Komödiendichter Aristophanes vor zweieinhalbtausend Jahren angesichts einer den Staat in seinen Grundfesten bedrohenden politschen Überheblichkeit – dem Volk zur Warnung. Walter Braunfels, der seine Zeit nicht minder sorgenvoll betrachtete, konnte die klassische Vorlage aber erst nach dem 1. Weltkrieg bearbeiten und in eine symbolische Parallelwelt versetzen, die uns nun mit einer phantasievollen Inszenierung des Oldenburgischen Staatstheaters in einer romantisch-besinnlichen Version nach über 100 Jahren mit beängstigender Aktualität erneut mit diesem Problem konfrontiert.

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Rigoletto, B

Ganz große Stimmen sind in dieser Aufführung zu Gast an der Deutschen Oper, die nicht mit allen Inszenierungen dieses Glück hat, aber wohlweislich den großartigen Regisseur Jan Bosse engagiert hat, der die Charaktere dieser Oper im Sinne Verdis formt, sicher näher am Herzen des Komponisten orientiert als am Zeitgeist, der für Rigoletto die Schwarzweißzeichnung bevorzugte – nicht grundlos, denn vor 200 Jahren und noch länger herrschten nicht nur an den italienischen Adelshöfen Willkür, Verschwendungs- und Vergnügungssucht auf Kosten der Untertanen. Ein Fest wird anschaulich mit allerlei goldenen Konfettischlangen und gleißendem Licht bis ins Publikum hinein zelebriert. Verdi war immer politischer und sozialer als man ihm anhören könnte. Dennoch, seine Orchestrierung, die Führung der Instrumente, die begleitende Sicherheit und Intensität verzaubern eine Aufführung von einmaliger Schönheit und Ausdrucksstärke.

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