Author Archives: A. Cromme

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Edward II

Doch da tut sich plötzlich ein dramaturgisches Wunder auf. Ein langmähnig gelockter junger Mann, ebenfalls im loddrigen Gammellook, windet sich plötzlich in die Aufrechte und verlässt seinen bisher stumm eingehaltenen Platz am Rande der Käfigreihe. Er entpuppt sich überraschenderweise als Sohn von Edward und Isabell, der – zunächst noch ganz artiges Kind – auf die Worte der Mama hört und das Regieren dem netten Onkel Mortimer überlässt. Doch nachdem dieser auch den legitimen Onkel, den Bruder Edwards, beseitigt hat, erwacht der Jüngling jäh aus dem Dämmerschlaf der Unschuld, und das familiäre Blut beginnt zu brodeln.

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Dritte Generation

Das Scheitern dieser Inszenierung liegt nicht an der Realität. Denn es war noch nie Aufgabe des Theaters, Realität zu zeigen. Es liegt auch nicht an den Schauspielern, die dem diffusen Regiekonzept mit solcher Hingabe folgen, dass der Zuschauer zwischen Wirklichkeit und Schauspiel zeitweise nicht zu unterscheiden vermag. Es liegt an unseren Hoffnungen und Ansprüchen, dass endlich Einsicht gefolgt von Frieden sein müsste und wir nicht begreifen können, – und das zeigt uns dieser Abend – dass Menschen nicht vergessen können und wollen.

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33 Variationen

Ob sich diese beiden Themen, so gewaltsam mit einander verhakt, auch wirklich gut vertragen, mag dahin gestellt sein – zumal sich auch ein so schwerer körperlicher Defekt wie Taubheit nicht mit einer grausamen Nerven- und Muskelerkrankung vergleichen läßt. Wie sich moderne Forscher mit Leidenschaft, blind für ihre Umwelt, der Geschichte nähern und sich dieser in dramaturgisch noch reicher aufgearbeiteten Bildern in vielen Facetten begegnen könnten, wäre eine weitere Variation wert.

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Don Juan oder Der Steinerne Gast

Es gelingen dieser Aufführung ebenso komische wie bestechend schöne Bilder: ein skurriles und – würden Gerüche noch hinzukommen – ein authentisches Fischmarkt-Ambiente – und dem konträr zum Ende hin die im fahlen Friedhofslicht schimmernden menschlichen Grabfiguren als anmutige Engel in überirdisch schönen Faltengewändern, wie von einem großen Bildhauer in Marmor gemeißelt. Dagegen wirkt der weißkalkige Komtur fast ein bisschen nebensächlich, würden ihn nicht die Nebelschwaden und der unheimliche Vorgeschmack auf Don Juans Höllenfahrt begleiten,

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Don Giovanni

Was Calisto Beixto in der Komischen Oper einst mit Mozarts “Cosi fan tutte” veranstaltete, bedurfte wirklich des massiven Protests. Doch im Gegensatz zu jener würdelosen, pornografischen Inszenierung hält Schwab es hier eher faustisch: unheimlich-geheimnisvoll. Und doch offensichtlich ist es, wer hier im Dunkeln der Bühne die Peitsche schwingt gegen die unersättliche Gier einer zerstörte Seele…
Hier herrscht das blanke Chaos, Sexsucht und Menschenverachtung – Demut und Liebe und Anstand sind für die Don Giovannis aller Zeiten Fremdwörter. Die Verdammten derweil schleppen sich ab mit schwarzen Müllsäcken und schieben schwere Stahlträger mit Menschenstärke voran. Die Tortur ist einsichtig und stark. Was missfällt daran?

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