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Der Stiefel und sein Socken

Ein Spiel zwischen der Absurdität eines Beckett (Glückliche Tage) und einer surrealistischen Biergartenvision, die eine verrückte Heiterkeit zeigt als eine mögliche Variation zur ehelichen Langeweile im Alter. Martin Jürgens hat mit Katharina Kwaschnik und Martin Molitor zwei wunderbar einfühlsame Schauspieler gefunden, die dieses schwierige Gedankenspiel mit nur wenig Gesten, gut durchdachter Körpersprache und verinnerlichten Texten bewältigen und somit einen Autor wieder aus der Versenkung holen, der ebenso genial wie zügellos, ebenso vielseitig talentiert wie kompromisslos, ebenso vital wie sensibel ist: den Münchner Avantgardisten und das Enfant terrible der 60er Jahre, Herbert Achternbusch!

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Der Schmerz

Von unzähligen schwarzen Pappkartons umgeben, mal eingeschlossen, mal in der Weite der Bühne (je nach Art ihres Gemütszustands) erzählt Corinna Harfouch sie als Marguerite Duras aus ihrem Tagebuch, zu dem sie 1945 in den letzten Tages des Krieges greift – und das von Hoffnung, Angst, Verlust, Trauer, Ohnmacht, Verwahrlosung erzählt, die sie umfängt und einfängt während der schrecklichen Zeit des Wartens auf ihren durch Verrat eines Landsmann nach Bergen-Belsen deportierten Ehemanns.

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Der kaukasische Kreidekreis/ Der gute Mensch von Sezuan

Bis auf einige Ausdehnungen durch die zahlreichen, von Paul Dessau vertonten Liedeinsätze, spielt sich hier ein wunderbares, nicht ganz “Episches”, d. h. distanziertes, sondern eher realistisch gespieltes Theater ab, in dem nicht mehr in erster Linie die Brecht-typische Verfremdung im Mittelpunkt steht, sondern letztlich doch eher anrührende Emotionalität und poetische Vielfalt. Gleichermaßen spiegelt sich Brechts politisches Credo in grundsätzlichen Eigenschaften, die er seinen Charakteren auferlegt. Für uns ähneln sie heute psychologischen Analysen menschlicher Verhaltensweisen, die historisch und gegenwärtig als Reaktion auf die verschiedenen Strukturen der Macht zu sehen sind.

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Der Geizige

Peter Kurth präsentiert seinen Harpagnon im goldbetressten Louis-Quattorze-Kostüm als eine gewichtige, ernstzunehmende Persönlichkeit. Denn sein Geiz ist nicht irgendwie gewöhnlich oder lächerlich verkniffen, sondern eher selbstverständlich, existenziell und fundamental. Er rät seinem gleichwohl bequemen als auch um sein Erbe mit einiger Chuzpe kämpfenden Clèante, sich selbst zu erarbeiten, was er zu benötigen glaubt. Dieser monologisierende Harpagnan ist eine Wucht, nicht einmal unsympathisch, auch kein Sympathieträger, aber irgendwie haben der Autor Peter Licht und der Regisseur Jan Bosse diesen Charakter aus der Ferne ins Heute gezerrt und ihn als Inkarnation eines Kapitalisten gezeichnet, den sie zwar abgrundtief verabscheuen, aber dem sie nicht beikommen können!

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