Einszweiundzwanzig vor dem Ende, B

von Matthieu Delaporte, deutsch von Georg Holzer
Renaissance Theater Berlin, 2023
mit Aljoscha Stadelmann, Harald Schrott und Julia Jäger, Regie: Sebastian Sommer, Bühne: Alexander Grüner, Kostüme: Wicki Naujoks

Von Leben und Tod

Soviel Vergnügen hat der ein Duell mit dem Tod selten gemacht, vielleicht bei Charlie Hübners Verfilmung von Thees Uhlmanns Bestseller “Sonja, der Tod und ich”, aber hier nun auf der Bühne von einem Franzosen, der auch schon mit “Der Vorname” und “Mama und Papa” einem breiten Publikum  viel Freude bereitete, der über schnellen Wortwitz, das geniale Gefühl für dramatische Situationskomik verfügt und einen tollen Übersetzer, der das Wesentliche mit Verve und Witz genau trifft: nämlich die Begegnung mit dem Tod, der Bernard gar nicht so sehr überrascht, alsdass er ihn eher als lästig und komisch und blöd und vor allem überflüssig findet, denn er will ihm doch noch gar nicht wirklich begegnen – oder warum ist er dann hier, kommt er doch nicht zufällig mal so eben vorbei, sondern um seinen Tribut zu fordern?

Zwei große Schauspieler, bühnen-, film- und theatererfahren, wissen, wie man nicht nur einen schwieriges Thema behandelt und einen scheinbar verwirrenden Text mit Leben erefüllt erfasst, sondern auch ein Publikum sofort in den Bann zieht, mag der Anfang noch so betrüblich sein; denn da überlegt ein müder, liebenswerter Mann, nicht mehr jung, noch nicht alt, was ihn noch am Leben hält. Da sind zum einen die Verobligatorischen Versicherungen, die telefonsich kündigt, schnelludn geschäftsmäßig. Benachrichtigung von Freunden oder Verwandten? Da gibt es keine, jedenfalls keine die ihm gerad  noch einfallen.Also begibt er sich, beinahe etwas unkonzentriert, als ob da noch irgendetwas war und vergessen worden ist, zum Festner, öffnet die regennassen Flügel und erklimmt sich etwas unbeholfen die Fensterbank. Er wird doch wohl nicht hinunterspringen? Nein, wird er nicht, denn in diesem MoOment klingelt es schrill und schrecklich an der Haustür. Er quäl sich wieder hinutner und schlurft zur Tür, öffnet sie – und herein fällt ein seltsamer langhaariger junger Mann im geckenhaften Outfit.

Was nun folgt, ist ein blitzschneller, von Wortwitz getriebener und durchtrirbener Wechsel fortwährender Mißverständnisse, nervige Fragen des unruhigen Fremden, der dem lebensmüden Wohnungseigentümer heftig auf die Nerven geht. Aber ebensowenig wird er ihn los.Warum, was will der eigentlich und wieso redet  immer von Dingen, die ihnnichts angehen. Der Mitleid erregende, etwas tollpatschige und weltferne Bernard wollte doch nur einfach seinem nutzlosen Leben ein Ende machen, udn nun springt da pötzlich dieser Geck in seine Wohnung, der sich als Tod ausgibt und ihn unbedingt zum Ableben drängen will. Deshalb sei er hier, um seinen Auftrag zu vollenden. Sozusagen als einer der Mitarbeiter in der dieser letzten Instanz. Schwarzer Humor und lebensswichtige Fragen kreuzen sich in diesem durch und durch geistreich komponierten und pointierten rhetorischen Duell. Und es gibt so viel Heiterkeit im Publikum, das auch die Skeptiker schließlich ansteckt, die ob des schwierigen Sujes doch vielleicht noch zweifeln, ob man soi einfach lachen darf. Keine Frage,man muß! Man muß dem allen mit Heiterkeit begegnen, denn dieser Todesbote ist so menschlich, so verwirrt, so durcheinander und so unbestechlich, dass es am Ende dann doch wieder sehr ernst wird.

Denn zum Schluß stellt der Tod fest, dass er sich geirrt und eigentlich eine Treppe höher seinen Auftrag zu erfüllen hatte. Dort hat eine Frau gerade den Gashahn aufgedreht… Und Bernard, entsetzt, verzweifelt, ratlos, entscheidet jäh zum ersten Mal in seinem Leben, wie vom Donnerschlag getroffen und erhellt, was er zu tun hat, dass er seine Lethargie und Menschenangst überwinden und dieser Frau zur Hilfe kommen muß. Von Julia Jäger wunderbar mit verhaltener Traurigkeit und Liebessehnsucht gespielt, öffnet diese dem unwillkommenen Gast die Tür. Und dass beider Leben sich am Ende noch mit einem Sinn erfüllen, ist das wunderbare Ende dieses Abends. A.C.

 

One comment

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