Author Archives: A. Cromme

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Einszweiundzwanzig vor dem Ende, B

Soviel Vergnügen hat der ein Duell mit dem Tod selten gemacht, vielleicht bei Charlie Hübners Verfilmung von Thees Uhlmanns Bestseller “Sonja, der Tod und ich”, aber hier nun auf der Bühne von einem Franzosen, der auch schon mit “Der Vorname” und “Mama und Papa” einem breiten Publikum viel Freude bereitete, der über schnellen Wortwitz, das geniale Gefühl für dramatische Situationskomik verfügt und einen tollen Übersetzer, der das Wesentliche mit Verve und Witz genau trifft: nämlich die Begegnung mit dem Tod, der Bernard gar nicht so sehr überrascht, als dass er ihn eher als lästig und komisch und blöd und vor allem überflüssig findet, denn er will ihm doch noch gar nicht wirklich begegnen – oder warum ist er dann hier, kommt er doch nicht zufällig mal so eben vorbei, sondern um seinen Tribut zu fordern? Hervorragend gespielt und inszeniert!

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Orpheus in der Unterwelt, HB

Nun, alles ist quirlig, musikalisch höchst erfreulich, bunt und brillant, aber – es ist nicht so verstörend wie es seinerzeit wohl zur Urauführung in einer politisch hoch brisanten Zeit gewesen sein mag. Das heutige Publikum ist doch wohl Einiges gewöhnt, und die Erotik, die dem Überdruß der Götter abhelfen soll, die vorsichtigen Bonmots oder Anzüglichkeiten können das Bremer Bremer Publikum nicht von den Sitzen reißen. Aber das ist gut so. Weil sich die Inszenierung und die Darsteller mit dem Orchester verbunden haben und einen klangvollen, harmonisch- heiteren Abend bieten, der mit so exzellenten Stimmen wie dem Supersopran von Diana Schnürpel als umwerfende Eurydike, die sich, gelangweilt, mal eben am Klavier in die Höhen der Königin der Nacht hinaufjubelt, um enttäuscht von der Welt, ihrem Ehemann und dem Leben auf Erden im Allgemeinen über die Arie hinweg aufs Piano niedersinkt. Tja, wenn sie doch nur loskäme vom dem Böldmann, der sich als Held und Musiklehrer geriert und ihr doch nichts bieten kann als immerwährenden Üben und Zanken…

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Verführung, B

Wie stellt man sich einen Heiratsschwindler vor? Und dann einen, der nach sechs Jahren Haft wegen sieben Millionen erschlichener Euros nun wieder von zwei Frauen auf sehr unterschiedliche Art und Weise umgarnt wird. Soll er sich wehren, soll er vorsichtig um die Falle herumtapsen und wieder der Dumme sein? Ulrich Matthes weiss um die Gefahr, die zum einen von seiner angestrengt bemühten Therapeutin Tania ausgeht, mit der er seit sechs Jahren Katze und Maus spielt und seinen Joker (das Versteck) bisher nicht aus der Hand gegeben hat. Die will ihn festnageln, weiterhin an der Fußkette halten und als Fabrikarbeiter ins erzkatholische Fulda schicken. Ein studierter Mann, ein Sprachgenie und Sektenangehöriger, am Rande nur erwähnt, jedenfalls ziemlich ausgebufft. Das bleibt alles etwas undurchsichtig. Und beide wissen darum. Das Spiel ist noch nicht aus…

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Flight, OL

Das Wetter wie auch die angepaßten persönlichen Divergenzen werden stilistisch mit Verve von dem vorzüglich agierenden Orchester kongruent mit Anleihen an Mozart, Rossini oder Verdis Fallstaff ebenso wie an den minimalistischen Philip Glass und lyrischen Benjamin Britten erinnernd verquickt, bestens erläuitert im ausgezeichneten Programmheft der Dramaturgen. Schräg und komisch, ohne Gefühlsduselei, doch mit einfühlsamer Sympathie für die Wirrungen des Lebens, gibt die Oper allen Protagonisten die Möglichkeit ihrer schauspielerischen und gesanglichen Individualität. Eine satirische Opernkomödie, allerdings “very britisch”, wie ein Kriitker sie charakterisierte.
Alles fliegt. Auch die Worte, die Buchstaben flattern einzeln auf die Leinwand, setzen sich zu Wörtern, Sätzen zusammen und flattern wieder fort ins Nichts. Einmal gesagt, und schon verflogen. Wie viel wird gesagt und nicht gesagt- was verschwiegen und was wäre besser ungesagt geblieben? Auch die Bilder, die auf die Leinwand gebannt werden und den Fortlauf auf dem Flughafen und am HImmel in schnellem Wechsel heranholen, sind fantastisch. Ein tolles Erlebnis – diese Inszenierung. Begeisterter Applaus in Oldenburg.

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Doctor Atomic, HB

Dass die Maske die Protagonisten mit künstlichen, geschniegelter Perücke und bizarrem starren Gesicht ausgestattet hat, zeigt zum Einen die marionettenhafte Führung einer nicht mehr frei agierenden und forschenden Wissenschaft, die sich dem faustischen Wahn der letzten Wahrheit verschrieben hat, und zum anderen das einengende psychische Gefängnis, in dem sich ein jeder der Forscher befindet; es gibt für ihre Genialität, ihr Spüren, ihr Experimentieren, ihren Erfolg keinen Ausweg mehr, kein Zurück zum Ahnungslosen, keine Unschuldserklärung. Und auch keinen Kontakt zur realen Außenwelt. Alle Mitarbeiter sind samt ihren Familien eingeschlossen in der Wüste, damit kein Sterbenswörtchen der Erkenntnisse und ihrer gefährlichen Konsequenzen nach außen dringt (Dennoch wurde Verrat begangen; einer der Mitarbeiter hatte engen Kontakt zu Russland, nicht Oppenheimer, wie ihm später vorgeworfen wurde) . Ein treffender Ausschnitt aus einem Forscherdrama, das unsere Welt veränderte.

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Chess, OL

Das Musical Benny Andersson: Musaik, Tim Rice, Idee und Text; Björn Ulvaeus: Musaik; Originalorchestrierung und Arrangement von Anders Eljas Deutsche Fassung von Kevin Schroeder; konzertante Aufführung London, 27.10.1984, Szenische Uraufführung: 14. Mai 1986 Premiere im Staatstheater Oldenburg, Juni 2023 Wiederaufnahme August 2023 Musikalische Leitung Andreas Kowalewitz; Oldenburgisches Staatsorchester, Opernchor  und Statisterie des OL Staatstheaters; Regie: Andrea Schwalbach, Dramaturige: Stephanie Twiehaus; Bühne: Stephan Weder, Kostüme: Frank Lichtenberg, Video: Sven Stratmann, Choreographie Kati Farkas, Licht: Arne Waldl u.a. mit: Ann Sophie Dürmeyer

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