Category Archives: Klassik/ Moderne

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Edward II

Doch da tut sich plötzlich ein dramaturgisches Wunder auf. Ein langmähnig gelockter junger Mann, ebenfalls im loddrigen Gammellook, windet sich plötzlich in die Aufrechte und verlässt seinen bisher stumm eingehaltenen Platz am Rande der Käfigreihe. Er entpuppt sich überraschenderweise als Sohn von Edward und Isabell, der – zunächst noch ganz artiges Kind – auf die Worte der Mama hört und das Regieren dem netten Onkel Mortimer überlässt. Doch nachdem dieser auch den legitimen Onkel, den Bruder Edwards, beseitigt hat, erwacht der Jüngling jäh aus dem Dämmerschlaf der Unschuld, und das familiäre Blut beginnt zu brodeln.

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Don Juan oder Der Steinerne Gast

Es gelingen dieser Aufführung ebenso komische wie bestechend schöne Bilder: ein skurriles und – würden Gerüche noch hinzukommen – ein authentisches Fischmarkt-Ambiente – und dem konträr zum Ende hin die im fahlen Friedhofslicht schimmernden menschlichen Grabfiguren als anmutige Engel in überirdisch schönen Faltengewändern, wie von einem großen Bildhauer in Marmor gemeißelt. Dagegen wirkt der weißkalkige Komtur fast ein bisschen nebensächlich, würden ihn nicht die Nebelschwaden und der unheimliche Vorgeschmack auf Don Juans Höllenfahrt begleiten,

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Die Mitschuldigen

Das Kammertheater im Palais am Festungsgraben geht mit Goethe in die neue und zugleich 18. Spielzeit 2009/10, und hat ein Jugendwerk des Dichters aus dem Jahr 1769 ausgewählt, das eine klare Anlehnung an die spöttische Humanbetrachtung des Franzosen Jean Baptiste Molière zeigt. Noch ist es nur eine kleine, erste Fingerübung, doch sie zeigt bereits die Genialität des 19jährigen, der mehr von seiner Umgebung belauschte und in seinem Gedächtnis bewahrte als es wohl den Leuten lieb war.

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Die heilige Johanna der Schlachthöfe

Stemann macht aus der Johanna im ersten Teil seiner Inszenierung denn auch eine elegante, naiv-dümmliche Salondame! Im zweiten Teil allerdings darf Katharina Marie Schubert eine erbarmungswürdige heruntergekommene Johanna sein! Aus den Fleischhändlern macht er eine gierige, skrupellose Dreierbande, in der Felix Goeser, Matthias Neukirch und Andreas Döhler im Rollentausch alle Mächtigen dieser Welt zunächst ziemlich unernst darstellen, und aus der Vertreterin der Ausgesperrten eine mahnende Agitatorin ohne Leidenschaft, deren Appell Margit Bendokat in bekannt exaktem Sprachrhythmus vorträgt.

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