Nun, alles ist quirlig, musikalisch höchst erfreulich, bunt und brillant, aber – es ist nicht so verstörend wie es seinerzeit wohl zur Urauführung in einer politisch hoch brisanten Zeit gewesen sein mag. Das heutige Publikum ist doch wohl Einiges gewöhnt, und die Erotik, die dem Überdruß der Götter abhelfen soll, die vorsichtigen Bonmots oder Anzüglichkeiten können das Bremer Bremer Publikum nicht von den Sitzen reißen. Aber das ist gut so. Weil sich die Inszenierung und die Darsteller mit dem Orchester verbunden haben und einen klangvollen, harmonisch- heiteren Abend bieten, der mit so exzellenten Stimmen wie dem Supersopran von Diana Schnürpel als umwerfende Eurydike, die sich, gelangweilt, mal eben am Klavier in die Höhen der Königin der Nacht hinaufjubelt, um enttäuscht von der Welt, ihrem Ehemann und dem Leben auf Erden im Allgemeinen über die Arie hinweg aufs Piano niedersinkt. Tja, wenn sie doch nur loskäme vom dem Böldmann, der sich als Held und Musiklehrer geriert und ihr doch nichts bieten kann als immerwährenden Üben und Zanken…