Werther, OL
Für alle Sänger und Sängerinnen, Kinder und Helden, für die verrückten Engel wie für den köstlichen Part von La Baailli, vor allem aber für Paride Cataldo eine große Rolle: sein wunderbar warmer, tief angesetzter weit klingender Tenor umfasst die große Skala seiner überbordenden Gefühle, während Anna Dowsley’s Charlottes Leidenschaft, Verzweiflung und Hingabe im Verzicht in allen Facetten, ebenso kraftvoll wie erschütternd, sehr berührt. Aber das Schicksal entscheidet anders. Werther verschwindet im Dunkel, nicht ohne sich tröstend zu verabschieden, denn es ist Weihnachten, und die Christen verkünden ihre Vorstellung vom Tod und der Wiederauferstehung. So ist Werther also nicht wirklich vergessen, und obwohl die am Boden zerstörte Charlotte sich noch nicht wirklich auf ein weiteres Leben in ihrem Familienkreis einlassen kann, zeigen Goethe, Massenet und diese Inszenierung, wie man weiterleben kann, wenn man muss.