Category Archives: Oper/ Musiktheater

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Stolz und Vorurteil (oder so), OL

Erstaunlich, wie rasch die fünf Damen permanent in andere Rollen schlüpfen, die Kostümschneiderei hat chic und praktisch gearbeitet. Flott geht es voran, nachdem das Dienstpersonal seine Bedeutung erst einmal allen klargemacht hat und sich selbst auch, wenn auch mit ein bisschen Wehmut. Aber, stolzes Resümee: sie alle haben ihre Dienstherren und Damen schon unbekleidet, bar aller blendenden Äußerlichkeiten gesehen. Und wer blickte in der damaligen Zeit schon hinter die Fassade!? Ernüchterung also und die diplomatische Ader des Dienstpersonals, nach außen gefügig und innerlich distanziert und eigentlich in der überlegenen Rolle zu sein.

Doch das ist nicht das einzige Thema dieser hübschen Inszenierung: Hier geht es wirklich nach Jane Austen, nur dass man ihre verdeckte Ironie, den typischen englischen Humor doch noch etwas erweitert hat!: Eine ehrgeizige, ambitionierte, aber auch vom gesellschaftlichen Zwang getriebene leidgeprüfte Mutter von fünf flüggen Mädchen muss alle schnell unter die Haube bringen, damit sie nicht jäh bettelarm und geächtet dastehen, sollte der –durch Abwesenheit glänzende Vater – plötzlich sterben. Ein gute Mutter also sorgt vor- aber die Mädchen haben ihren eigenen Kopf, sie wollen, wie unüblich, ihren künftigen Mann aus Liebe heiraten und nicht nach auf Befehl und des Geldes wegen, obwohl, sie genau wissen, wie wichtig dies ist, und ihre Interessen sind schon auch von kostspieliger Natur.

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Freischütz – Ein Tanz mit dem Bösen, OL

Eine tolle Choreographie! Eine romantische Oper nach Musical-Art, mit viel Lametta und Pfiff! Das ist ja mal etwas – für junge Leute, würde man meinen. Aber es ist nach wie vor das alte treue, etablierte Opernpublikum, das sich dem Bösen so vergnüglich hingibt, den bekannten Evergreens des wie immer lebendigen Chores geniesst, das Spektakel der mit seinen glitzernden Revuegirls, die sich so gar nicht als Ausgeburten der Finsternis darbieten, sondern höchst apart schon ein paar Übungen der Can Can Show aus dem folgenden Musical “Chicago” vorzeigen, voller Spannung folgt.

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Chicago, B

Ein Vaudeville, ein leichtes Spiel mit Tanz, Gesang und viel Kostümierung, Schabernack und sehr viel mörderischer Gewalt. Da sind es die Frauen, die morden und zusammenhalten, bis zum letzten Blutstropfen. Und alles ist so spielerisch apart, wie es im Chicago der 20er Jahre ganz gewiss nicht wirklich war. Aber eben im Musical. Und wer ein Musical für leichtfertig und gar leichtgewichtig hält, der hat sich schwer getäuscht. Denn was sagte noch vor kurzem der Regisseur Mitch Sebastian im Hinblick auf seiner neue Inszenierung in Zürich “Billy Elliot”, die auch im Londoner West-End zu sehen war wie auch am Broadway in New York ein Publikum elektrisierte: Das Musical sei eine der anspruchsvollsten Kunstformen überhaupt. “Hier muss man alles können”!

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Minus 16. B Choreographien von Aharon Eyal und Ohad Naharin

Die Bühne ist dunkel, die Lichteffekte zaubern einen pastellfarben schimmernden Dunst, die Kostüme sind von Dior, aber das sieht man nicht, denn die schmiegen sich so hauteng an den Körper, dass Spitzen und Dekor eher wie Elfenbein, also ganz und gar natürlich erscheinen. Und das ist auch die Absicht der israelischen Choreographin Sharon Eyal, die zunächst ihr eigenes Werk SAABA vorstellt, bevor ihr Meister Ohad Naharin in der zweiten Hälfte des Abends eine bereits15 Jahre alte, jedoch äußerst variationsfähige Arbeit präsentiert, die mit ebenso viel Charme und Temperament begeistert wie zuvor SAABA in der 50minütigen Aufführung mit ihrem hartem Techno-Sound und einem angepasst disziplinierten Bewegungsablauf, dass man vom Zuschauen wie in einen Sog rauer Rhythmen alter Stammeskulte hineingezogen wird.

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La Fiamma, B

Es ist unheimlich in diesem Ravenna des 7. Jahrhunderts. Missliebige Frauen werden als Hexen defamiert und mit schier höllischer Inbrunst dem Scheiterhaufen übergeben. Patriarchen hängen noch im Greisenalter an der Mutterbrust und Enkelsöhne vergreifen sich flugs an Dienstmädchen und schieben gar Liebe vor, wenn es sich um die junge Stiefmutter handelt. Zugegeben, die ist todunglücklich in diesem leblos hölzernen Haushalt, wo die Mägde zwar fröhlich kichern, das heißt, entzückend singen, wenn die eiserne Hauslady abseits ist, die Schwiegertochter aber, mit einem ungeliebten Mann verheiratet, nur verzagt vor sich hinsinkt. Es wird toll gesungen, zuweilen sogar so heftig, dass man die nicht vorhandenen Scheiben klirren hört wie bei Oscar Mazerath, nur weitaus vollkehliger.Denn die Musik Ottorino Resphighis celebriert 1934 ein Spektakel voller Glut und Ingrimm auf eine Gesellschaft, die sich verführen läßt von absolutistischer Macht, hier abstrakt vorhanden durch die Kaiserin in Byzanz, die ihre Befehlsgewalt bis in das Haus in Ravenna ausübt, explizit auf den Enkel Donello. Und somit ist die Assoziation, vorsichtig angedeutet in einem gellenden Aufschrei des inbrünstig agierenden Chor-Volkes, das nach einem imaginären (und schwachen) König alias Victor Emanuel III ruft, der den noch nicht ganz zu Hitler übergelaufenen Mussolini die Nation übergeben musste, auch offensichtlich.

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Die Liebe zu den drei Orangen, HB

Das Goethetheater hat eine phantasievolle, ebenso skurrile wie nachdenkliche Inszenierung auf die bunte Bühne mit beweglichen Sitzelementen gezaubert, mit, auf und zwischen denen die Sängerinnen und Sänger herumturnen und allerlei Kapriolen vollführen, von einem hervorragenden Orchester auf die Note genau geführt und in allen Nuancen und gefahrvollen Situationen im Wechsel der Stimmungen und Emotionen kongruent begleitet. Ein Ohren- und Augenspektakulum!

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