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Ewig Jung, B

..und sie läuft und läuft und läuft, diese überbordende Produktion: mit Heiterkeit und Tiefsinn, mit Spaß an einem schwierigen Objekt, nämlich dem Älterwerden. Als das Ensemble mit dem Aufführungsreigen 2009 begann, waren alle jung und älter geschminkt, heute sind sie etwas älter und noch älter geschminkt, beinahe so absurd, dass die Insznierung jetzt schon beinahe an die Adams-Family erinnert, wäre sie nicht so voller Übermut und musikalischem Schwung . Wobei natürlich auch hin und wieder einige Ernsthaftigkeit impliziert ist. Dennoch alles in allem ein wahnsinnig groteskes Horrorszenario, in dem die Alten von der adretten, dem Sarkasmus nicht abgeneigten Schwester Angelika so überaus fürsorglich betreut werden, und ihr dennoch immer wieder entwischen, um sich auf eigene Faust nach Bedürfnis und Vermögen zu vergnügen, allerdings dann doch leider in Grenzen.

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Don Quixote, HB

Ein Plädoyer für die Liebe, für die Selbstbestimmung der Frau, für das Ritterliche in beiderlei Geschlecht, deren Sehnsüchte und Körperlichkeit dann aber doch wohl einige Unterschiede besitzen, die zu bekämpfen so sinnlos ist wie Don Quichotes Kampf gegen die Flügel der Windmühle oder die imaginären 200 feindlichen Männer, deren Schatten visionär im Morgengrauen erscheinen.

Die drei Darsteller, zwei junge Frauen, ein junger Mann, in Plastikplanen und Lappen gehüllt, verkünden lachend und blitzenden Auges, deren Schalk unverkennbar zum Stück gehört, dass sie nach Liebe suchen, bei sich, bei uns, bei anderen. Egal, irgendwo und vor allem ständig. Weil sie diese selbstlose Liebe, die sie weder orten noch definieren können, wohl niemals finden werden, fühlen sie sich jenem Ritter von der traurigen Gestalt verbunden, der einer Wahnvorstellung, einer geliebten Schimäre nachjagt und der Menschheit verständlich zu machen versucht, dass nur ein Narr das Übel der Welt bekämpfen kann, aber auch ebenso wenig die Liebe für sich beanspruchen und festhalten kann.

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Anatevka, B

Eine berührende und temperamentvolle Inszenierung, die den großen Charme dieser tapferen und mutigen kleinen jüdischen Gemeinde in Russland in all ihren charakteristischen Facetten zeigt – ihren Lebensmut und auch hin und wieder Übermut, gepaart mit großem Humor, der sich hier Chuzpe nennt, und so eigenartig Widersprüchlichkeiten aufzulösen vermag wie sonst nirgendwo. Mitten im Geschehen zieht der Milchmann Tevje (großartig Max Hopp) mit großem Herzen und offener Seele seinen alten Wagen, und seine geplagte und verständnisvolle Gattin Golde (DagmarManzel) zieht fünf Töchter auf, die so ganz ihren eigenen Weg gehen werden, die strenge Tradition ihres Volkes der Liebe wegen aufgeben und dem guten Vater auch das Herz brechen werden. Zwischen Tanz und Traurigkeit, zwischen scherzhaften Eskapaden, wenn auch nur in gruseligen Traumgebilden, schreitet das Leben voran. Für die glücklich verliebten Paare ziehen bereits dunkle Wolken am Zukunftshorizont auf, während sich Tevje weiterhin mit seinem lieben Gott auseinandersetzt, listig-demutsvoll mit sich selbst argumentierend, immer auch einen Ausweg findet. Fast immer. Denn die Menschen sind ihnen nicht alle freundlich gesonnen, und eines Tages wird das Ende ihres Bleibens im Dörfchen Anatevka verkündet. Der Fiedler auf dem Dach wird sie begleiten auf dem weiteren und weiten Weg der Suche nach einer wirklichen Heimat. A.C.

Eine ausführliche Besprechung folgt.

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Extrawurst, B

Zuerst denkt man an Mitmach-Theater, denn das Publikum scheint dermaßen mit vollem Herzen in die Materie einzugehen. Kein Wunder, sind doch Vereinsregularien den Meisten von uns gut vertraut, und man ist nur zu gern bereit, herzlich über all das zu lachen, worüber man sich ansonsten zu ärgern pflegt. Autortäres Verhalten des Vorsitzenden beispielsweise, Selbstdarstellung mancher Mitlgieder, unnötig lange Schein-Debatten, kein Ende oder ein Ende mit Schrecken – wie hier.

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La Gioconda, B

Eine wahrhaft rührende Story? Und doch noch ein bißchen mehr: denn da die Oper von der Kunst der Musik und der Sänger lebt und schwere Schicksale mit menschlicher Größe verbindet, ist auch der todbringende Entschluß Giocondas, auf ihre Liebe wie auf Rache zu verzichten, wie bei vielen ihrer Opern-Schwestern ein fassettenreiches Spiegelbild des Lebens, dass die Menschen immer wieder stark berührt. Den Beweis erbrachte diese bewegende Auführung an diesem Abend im Februar 2024.

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Salome, OL

Mit der unheimlich düsteren Verkündigung “Es wird Schreckliches geschehen” fährt die Regie die Spannung von der ersten Minute auf Hochtouren. Kraftvolle Männerstimmen, Tenöre, Baritone, Bässe in Gestalt von Sklaven und Dienern sind seitlich der Bühne und mit Jochanaan sogar im Zuschauerraum placiert, während das Orchester im rückwärtigen Bühnenraum die bereits tosenden emotionalen Elemente in Gang setzt.
Unheilvoll ertönen die Rufe von allen Seiten, warnend vor jeglichem visuellem Kontakt mit der Prinzessin, die anzusehen verboten ist, sie anzusprechen bereits mit Todesstrafe geahndet wird. Der Blick, das Schauen, die visuelle Kraft der Verführung, des Begehrens sind die Antriebsfedern dieser Inszenierung, dieses Stückes an sich, das Oscar Wilde sich mit überschwenglicher Poesie und überbordenden Sprachbildern wohl von der Seele geschrieben hat, Salome verfallen im Rausch des allgemeinen Hype zu Beginn des vorigen Jahrhunderts. Mit großartigen Darstellern und einer hinreißenden Yannick-Muriel Noah als männerverschlingende und selbstzerstörerische Salome wird diese Inszenie rung von sich reden machen.

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