Die Familie Schroffenstein, HB
Ein Versuch, das romantische Familiendrama einer zum Morden verleiteten, ihren Erbanspruch verteidigenden Familiensippe in einer möglichst sprachgetreuen Inszenierung anzuspielen, hat sich offenbar in dieser szenischen Sparflammenfassung bisher gut verkauft, sonst hätte man sich wohl nicht zur wiederholten Aufnahme in die neue Spielsaison entschlossen. Diese Familiensaga ist Kleists Erstlingswerk, jugendlich sturm- und drangversessen, und doch im Ansatz voller Kraft und Leidenschaft. Wie er die Unerbittlichkeit der rachedürstenden, besitzgierigen Familien von Schroffenstein schildert, hat archaische Kraft und ist auch in unserer Zeit, wenn auch im subtileren Rahmen, durchaus nachvollziehbar. Hier sitzen sie am runden Tisch, eigentlich kilometerweit von einander entfernt auf ihren Burgen, sich verzehrend vor Hass und Rache und Trauer. Die Dramatik dieser Inszenierung vollzieht sich vornehmlich in ihrer sprachlichen Brisanz, die Darstellung bleibt reduziert. Die Wirkung ergibt sich aus dem Wort – und dem dürfte man durchaus noch mehr Nachklang geben.