Neujahrskonzert, OL

Oldenburgisches Staatstheater, 2025

Mit dem Oldenburgischen Staatsorcherster
Musikalische Leitung: Vito Christofaro
Moderation: Generalintendant Georg Heckel
Sopran: Stephanie Hershaw
Bariton: Aksel Daveyan

Musikalischer Spaziergang ins Neue Jahr

Es gab in den drei wunderbaren Aufführungen wohl keinen Gast, der nicht beschwingt und erfüllt von – l`arte della canzone più bella” –  der klangschönen vollen Stimmführung von Stephanie  Hershaw und Aksel Daveyans temperamentvollen Spielbariton –  sowie natürlich einem Orchester, das sich einfühlsam und leicht, voller Schwung und, wenn erforderlich, auch in tiefsinniger Theatralik unter Vito Christofaro präsentierte, nach drei Stunden den Heimweg antrat. Durch das Programm führte charmant und geistreich der Hausherr: Intendant Georg Heckel.

Bei der behutsam angeführten Ouvertüre zu Beethovens Freiheitsoper “Fidelio” musste sich das Orchester zunächst noch ein wenig warmspielen, steigerte sich dann aber nach verhaltenen Anfängen zum spannenden Kontrast und absoluter Höchstform. Im dritten der vier Stücke aus George Bizets “Jeux d`enfants” waren es allein die Streicher, die durch ihren satten, warmen Klang die Zuhörer in ihren Bann zogen. Gefolgt von Stephanie Hershaw (aus “Xerxes” in bester Erinnerung) mit der reizenden Arie der schon beinahe verliebten Adina in Donizettis schönster Komödie “Der Liebestrank”. Vielleicht wird er ja demnächst auch auf dieser Bühne zu hören sein. “Im Largo al Factotum” Rossinis herrlichem Intrigenschwank, erobert der armenische Bariton Aksel Daveyan sein Publikum bereits mit dem ersten Ton als Figaro. Solche Präsenz, solchen grandiosen Spielbariton besitzen nicht viele Sänger. Oldenburg hat einen Goldfisch gefangen. Man wird in nachfolgenden Stücken seine Präsenz und seine Wandlungsfähigkeit noch bestaunen können. Erst einmal ist er als frecher Friseur absolute Spitze. Später wird er mit Stephanie zusammen noch das verführerische Spiel mit dem verblendeten Oheim treiben.

George Bizet fordert das Orchester mit den Kinderspielen – „Jeux d‘ enfants” und hernach noch einmal mit den ” Perlenfischern”. Konzentriert sich das erste noch heiter-verspielt, schwungvoll und kunstfertig auf den heiteren Fokus, so überzeugte Aksel leidenschaftlich in der ebenso lyrisch-exotischen wie konfliktreichen, eher selten gespielten Bizet Oper mit der Arie “Der Sturm hat sich gelegt”, in der es um Liebe, Freundschaft und Selbstopfer geht.

Gleich- ob es um Verdis Ballettmusik aus der Sizilianischen Vesper, die spritzigen, flotten Musiken von Jaques Offenbach zu “La vie parisienne” oder der herrlichen, ironischen Komödie “Orphé aux enfers”, in der das tolle Verführungsduett des in einen Brummer verwandelten Jupiter und der koketten Eurydike zu einem erotischen Klangerlebnis wird oder ob es um Ravels märchenhaft schöne, fernöstliche Klangbilder aus “La mère  l`oye” geht: Vito Christofaro und das Orchester des Staatstheaters trafen immer den richtigen Ton der Komponisten. Zu den Klassikern gesellte sich noch Claude Debussy mit  “Children`s Corner“ und die auch in Oldenburg schon sehr erfolgreich inszenierte “Die tote Stadt” von  Erich Wolfgang Korngold. Und wieder überzeugte der weit- und tiefgreifende Bariton Aksel Daveyans, der in der Arie “Mein Sehnen, mein Wünschen”  ergreifend, aber ohne Sentimentalität den Verlust der geliebten Frau in schmerzliche Erinnerung tauchte. In Puccinis “La Bohème” ließ Stephanie als kokette Musetta mit lodernder Stimme auf weitere Opernerlebnisse hoffen….

Auch der kurze Marsch aus Prokofjews “Liebe zu den drei Orangen”  kam klanggewaltig daher, und in Helmut Lachenmanns schalkhaftem “Matche fatale” durften wirklich alle Instrumente mitmachen – und alle an der Nase herumführen, einschließlich des umfangreichen Schlagwerks! Ein großartiger musikalischer Spaß, gespielt mit mitreißender Orchestervirtuosität. Eine tolle Idee, diese Musik ins Programm zu nehmen!

Angelika Cromme, Peter Cromme

 

 

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