Das Dinner, B
Die Inszenierung leidet unter anderem darunter, dass der Regisseur und sein Team den Autor moralisch und sozialkritisch politisch korrekt überholen möchten. Damit wird der dumpfe Sarkasmus des Misanthropen Paul Neumann durch den Charme von Ulrich Matthes ins Komische verwandelt, das Publikum lacht, wo es eigentlich eiskalt erschaudern müsste. Denn Matthes ist alles andere als ein gefährlicher Psychopath, der die Menschen allgemein und seinen Bruder ganz besonders hasst und damit den kriminellen Bodensatz in der Entwicklung seines Sohnes und die krankhafte Zuneigung seiner Frau verantwortet. Stattseiner wird hier wird Claire alias Maren Eggert so lange schweigend und beschwichtigend eingesetzt, dass man ihr den letzten großen Ausbruch eigentlich gar nicht glauben möchte. Die Abgebrühtheit, wie sie hier den Schlussstrich setzt, überrascht und überrumpelt die Absicht des Autors, der den Spannungsbogen eigentlich auf permanent vibrierenden Saiten in der Romanvorlage eigentlich anders führt. Ein perfides Spiel um Schein-Glück, verdrängten Hass und Verwöhnung, Verschweigen und Negieren der Wirklichkeit, um die Wahrung des Scheins – einer guten Ehe, einer intakten Familie, einer poltischen Karriere. Ein psycholoigisches Puzzle, das einen traurigen Ausgang hat.