Category Archives: Neue Inszenierungen

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Angels in America, HB

Das siebenstündige Schauspiel von Tom Kushner, das vor 29 Jahren ebenfalls in diesem Bremer Theater aufgeführt wurde, hat der ungarische Komponist Peter Eötvös auf zwei Stunden gekürzt und musikalisch mit vielen Stilrichtungen und Instrumenten und damit auch mit zusätzlicher emotionaler Kraft ausgestattet. Aber es ist keine leichte Kost, denn die Eigendynamik der Homosexualität – noch vor gar nicht langer Zeit als Makel und mit dem Auftritt des schrecklichen Aidsvirus zu einer nicht nur persönlichen Katastrophe aufgetürmt – schwappte damit auch weltweit als Angstwelle über alle Länder. Oft auch durch Unkenntnis der Ursachen und Auswirkungen wurde nicht das Virus bekämpft, sondern die infizierten Menschen geächtet und isoliert – bis eine globale Aufklärungskampagne zusammen mit neuen Forschungsergebnissen positive Ergebnisse in der Eindämmung der Krankheit brachte.

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Radzivill oder der Riss durch die Zeit, OL

Es ist nicht nur ein Riss durch die Zeit, sondern auch durch die Inszenierung und zudem ein Parcourritt durch ein verwirrendes, erfindungsreiches und grausames Jahrhundert, in dessen Mittelpunkt der Maler Franz Radziwill steht; Seine großformatigen, düsteren Bilder zeugen von angstvollen Zukunftsahnungen, die einen Mann seiner Generation nach zwei Weltkriegen, der Zeit des Nationalsozialismus, der Entbehrungen und des globalen Elends der Welt geprägt haben. So wie das Oldenburger Theater mit diesem norddeutschen Patrioten und Malergenie des Oldenburger Landes in einer bildverdichteten und poltiisch eindeutig positionierten Inszenierung verfährt, wird eine Durchdringung auf zwei Ebenen versucht: einer persönlich – künstlerischen und einer philosophisch-politischen.

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Michael Kohlhaas, B

Ferdinand Grimm soll unter anderem einmal gesagt haben, dass “Schauspieler ein besonderes Talent benötigten, um ein Stück von Heinrich von Kleist zu spielen”. Was mag er damit gemeint haben? Ernsthaftigkeit, Courage, Persönlichkeit, Einfühlungsvermögen? Diese Eigenschaften jedenfalls zeigten die vier Schauspielerinnen in ihrer Kleist-Adpation des bis zur blinddwütigen Raserei um sein Recht kämpfenden Rosshändlers Michael Kohlhaas. Zwar fehlt den Vagenten bekanntlich die großflächige Bühne, aber in dem möglichen Format des Kammertheaters zwischen einem teils erzählten und gespielten Handlungsablauf können sie nicht nur den vielen Schülern, die ihre Stücke anschauen, ein gutes Beispiel dafür geben, wie man eine kunstvolle alte Sprache handhabt, sondern auch, wie sich Kleist’s Charaktere im Sprachspiel lebendig ausformen lassen.

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Internationale Tanztage, Système Castafiore, OL

Die Oldenburger Tanztage mit international hochkarätigen Angeboten stehen jetzt zum 15. Mal im Zentrum der hiesigen Kultur und sind Anlaufspunkt für viele Tanz- und Ballettfreunde. Die verschiedenen Beiträge sind so einzigartig, auserlesen, so differenziert, so dramatisch und künstlerisch phantastisch, dass sie damit auch zugleich einen große Hoffungstrahl in unsere Zukunft senden. Solche Schaffenskraft und Freude wird nicht vergehen. Aber was soll man von den über 40 Angeboten anschauen? Am besten alles, an vier Spielorten zu versetzten Zeiten und mit Wiederholungen der Programme ist einiges zu bewältigen. Tanztheater in allen Facetten!

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Internationale Tanztage: Fosssile , OL

Die Schwere des Werdens, die Leichtigkeit des Seins – Was war zuerst? Das Chaos oder das Paradies – nach bisherigen Wahrscheinlichkeiten war es das Chaos, und aus diesem wuchs das Leben aus einem winzigen Zellkern, wuchs und wuchs und wandelte sich, und eines Tages wurde es aus dem Meer mit mächtigen hohen Wehen ausgespuckt. Das neue Wesen war nackt und krümmte sich, wusste nichts mit sich anzufangen und flüchtete in eine Höhle. Aus dieser flogen eines Tages, nachdem das Wasser sich zurückgezogen hatte, eine Menge weißer grober Knochen in die halbdunkle Welt, und der Mann kroch ebenfalls heraus, verwundert, was denn diese Knochen bedeuteten; er stapelte sie aufeinander und meinte, sich mit ihrer Hilfe nun vorwärts bewegen zu können. Er nahm das Skelett vor die Brust und betrachtete den toten Schädel. Alles passte irgendwie und auch auf seinen Körper? Da kam die Frau hinzu, aus der Höhle oder aus dem Nichts – oder sie war schon immer da, und beide wunderten sich.

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Energetic Emotions, OL

Die fünf Tangos von Antoine Jully zeigen in engster Verknüpfung des klasschen mit dem freien Ballett – neben den kaum mehr wahrnehmbaren rigiden Rhythmen der spanischen Geschlechterkampfes – in dieser symbiotisch arrangierten tänzerischen Ausformung ein neues, zeitgemäßes Paar- und partnerschaftliches Miteinander. Der Kampf um die Vorherrschaft mag unterschwellig stets vorhanden sein, aber hier eher als gleichwertige Auseinandersetzung und dem Herausfinden der eigenen Möglichkeiten in der Beziehung. Tänzerisch folgen in fünf Bezeichnungen oder Zuständen eingetaktete Variationen mit spannungsreichen Intermezzi der einzelnen Paare, die, mal als Formation im Ganzen, dann wieder vereinzelt – ihre Interpretation von Piazzollas Musik in dynamisch artifiziellen bis zärtlich hingebungsvollen Bewegungen erleben und erklingen lassen.

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