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Die tote Stadt, OL

Erich Wolfgang Korngold, der Romantiker mit Verspätung, gibt in seiner Erfolgsoper großen Gefühlen und Stimmungen eine musikalische Sprache wie Traum, Rausch, Trauer und Sinnlichkeit. All dies hat er in die Partitur hineingeschrieben. Das vergrößerte Oldenburger Staatsorchester unter dem Drigenten Hendrik Westmann konnte da aus dem Vollen schöpfen. In mitreißender Weise gestalteten die Musiker die großen Ausbrüche und die zarten Momente mit ebenso großer Brilianz wie einfühlsamer Interpretation. Es gab Orchestervirtuosität bis zum verklingenden Schlussakkord. So vermittelt man Korngods Ideen dem Publikum.
Auch gesanglich blieben kaum Wünsche offen. Der stimmgewaltige Tenor von Vincent Wolfsteiner als Paul und der dramatische Sopran von Sarah Gartland überzeugten mit ihrer Rollengestaltung. Aus dem Bühnenhintergrund deckte der Orchesterklang allerdings ihre Stimmen, an der Rampe war es besser. Auch die übrigen Rollen waren stark bis angemessen besetzt: Kihun Yoon als Frank, Ann-Beth Solvang. als Brigitta, die Komödiantentruppe, hier insbesondere der Pierrot Leonardo Lee mit individuellem Auftritt.
Peter Cromme

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Die Dreigroschenoper, HB

Eine Mixtur aus Moritat, Comedy, Comedia dell` Arte, Polit-Satire, ein bißchen Kasperltheater a la Otto Walkes oder doch Opera Buffa – von allem eine gute Portion, viel Bewegung, hingebungsvolle Gesangspartien, teils zu schön, um Slumelend und Mordgesellen zu karikieren, dann aber doch wieder frech und friviol á la Brecht. nur eine singt und spielt wirklich so schrill als ob ihre Wut direkt aus der Gosse käme: Susanne Schrader als Xanthippe und Peachums bessere Hälfte; doch Pack schlägt sich Pack (v)erträgt sich, vor allem, wenn es um das Unschuldslamm Polly geht, die sich dem Mordsbuben Mackie an den Hals geworden hat, dem Oberschurken der Londoner Ganovenvereinigung und bestem Freund von Poiizeichef Tiger Brown, den Hans Baumann als zappeligen Hanswurst mit wirren Worten und abstruser Haartracht über die Bühne hoppeln läßt. Die ist wie am Themsedeich schräg konstruiert, von Fallstricken im Londoner Nebel festgehalten, also ziemlich heikel für all die skurrilen Gestalten, ob Bettler, Huren oder Mordgesellen – sie alle fallen, rutschen, schlagen sich mehr schlecht als recht durch die nächtliche Unterwelt.

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Der Menschenfeind,B

Alcestes Angebete ist schon eine flotte Biene, die Franziska Machens als Célimène körperbewußt spielt und damit dem spaßverblendeten Alceste zur Weißglut treibt; so daß sich dieser vergißt und statt schöner Worte seine Eifersucht auf die Schöne schleudert, indem er die Oberflächlichkeit ihres – und seines – gesellschaftlichen Umgangs bitterböse verdammt und ihre scheinbare Treulosigkeit aufs Schärfste brandmarkt. Was diese weder zur Einsicht noch zum Einhalten ihres vergnüglichen Flirtens anregt, sondern eher provoziert. Um sie herum turnen die Gecken Orionte, Acaste und Clitandre; ihr Leben ist mit Schmeicheleien, Partygeplauder, Klatsch und Tratsch völlig ausgelastet.

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Einszweiundzwanzig vor dem Ende, B

Soviel Vergnügen hat der ein Duell mit dem Tod selten gemacht, vielleicht bei Charlie Hübners Verfilmung von Thees Uhlmanns Bestseller “Sonja, der Tod und ich”, aber hier nun auf der Bühne von einem Franzosen, der auch schon mit “Der Vorname” und “Mama und Papa” einem breiten Publikum viel Freude bereitete, der über schnellen Wortwitz, das geniale Gefühl für dramatische Situationskomik verfügt und einen tollen Übersetzer, der das Wesentliche mit Verve und Witz genau trifft: nämlich die Begegnung mit dem Tod, der Bernard gar nicht so sehr überrascht, als dass er ihn eher als lästig und komisch und blöd und vor allem überflüssig findet, denn er will ihm doch noch gar nicht wirklich begegnen – oder warum ist er dann hier, kommt er doch nicht zufällig mal so eben vorbei, sondern um seinen Tribut zu fordern? Hervorragend gespielt und inszeniert!

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Orpheus in der Unterwelt, HB

Nun, alles ist quirlig, musikalisch höchst erfreulich, bunt und brillant, aber – es ist nicht so verstörend wie es seinerzeit wohl zur Urauführung in einer politisch hoch brisanten Zeit gewesen sein mag. Das heutige Publikum ist doch wohl Einiges gewöhnt, und die Erotik, die dem Überdruß der Götter abhelfen soll, die vorsichtigen Bonmots oder Anzüglichkeiten können das Bremer Bremer Publikum nicht von den Sitzen reißen. Aber das ist gut so. Weil sich die Inszenierung und die Darsteller mit dem Orchester verbunden haben und einen klangvollen, harmonisch- heiteren Abend bieten, der mit so exzellenten Stimmen wie dem Supersopran von Diana Schnürpel als umwerfende Eurydike, die sich, gelangweilt, mal eben am Klavier in die Höhen der Königin der Nacht hinaufjubelt, um enttäuscht von der Welt, ihrem Ehemann und dem Leben auf Erden im Allgemeinen über die Arie hinweg aufs Piano niedersinkt. Tja, wenn sie doch nur loskäme vom dem Böldmann, der sich als Held und Musiklehrer geriert und ihr doch nichts bieten kann als immerwährenden Üben und Zanken…

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Verführung, B

Wie stellt man sich einen Heiratsschwindler vor? Und dann einen, der nach sechs Jahren Haft wegen sieben Millionen erschlichener Euros nun wieder von zwei Frauen auf sehr unterschiedliche Art und Weise umgarnt wird. Soll er sich wehren, soll er vorsichtig um die Falle herumtapsen und wieder der Dumme sein? Ulrich Matthes weiss um die Gefahr, die zum einen von seiner angestrengt bemühten Therapeutin Tania ausgeht, mit der er seit sechs Jahren Katze und Maus spielt und seinen Joker (das Versteck) bisher nicht aus der Hand gegeben hat. Die will ihn festnageln, weiterhin an der Fußkette halten und als Fabrikarbeiter ins erzkatholische Fulda schicken. Ein studierter Mann, ein Sprachgenie und Sektenangehöriger, am Rande nur erwähnt, jedenfalls ziemlich ausgebufft. Das bleibt alles etwas undurchsichtig. Und beide wissen darum. Das Spiel ist noch nicht aus…

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