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Der Fall Rigoletto

Ein junger Italiener führt durch das spannend aufgebaute Geschehen, das sich musikalisch abwechslungsreich zwischen Verdis Oper und moderner Komposition bewegt. Und daraus ist eine so faszinierende aktuelle Rigoletto-Version entstanden, dass das Publikum bei der Aufführung, die ich sah, so gebannt war, dass es nicht einen Finger rührte, um den einzelnen musikalisch hochwertigen Gesangspartien den üblichen Beifall zu zollen. Und die Regie führte dankbarer Weise auch zügig und pausenlos durch das Spiel.

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Der blaue Spiegel

von Albert Ostermeier Berliner Ensemble  Regie: Andrea Breth  mit: Corinna Kirchoff (Sybel), Wolfgang Michael (Jack); Elisabeth Orth als Mutter und Großmutter, Laura Tratnik und Larissa Fuchs   Vom Märchenprinzen zum Monster Zu Beginn hocken Mann und Frau in einem Angst erregend engen und hellen Raum vor  geschlossenem Fenster vor einem weißen Heizkörper und langweilen sich und das Publikum beinahe zu Tode. Da offensichtlich jedermann im Publikum auf irgendetwas wartet, bequemen sich die Beiden, die Schweigefolter zu beenden: Er – mit

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Das wohltemperierte Klavier

Verständlich wird die inszenatorische Absicht erst im Hinblick auf die Herkunft des Regisseurs und des Textgebers. Beide sind Ungarn, der eine Jahrgang 1954, der weiß, von welcher Diktatur er spricht, und auch der andre (Marton), Jahrgang 1975, kennt die “alte Zeit” der grausamen Unterdrückungsmethoden und politischen Zwänge aus eigenem Erleben und dem seiner Eltern. Und er hat Zersetzungsregiekunst bei Marthaler in Zürich gelernt. Für beide also ist dieses Theaterspiel außerordentlich politisch. Aber weder der ausgezeichnete Pianist (Jan Czajkowski) noch der Trompeter Paul Brody können hierzu einen überzeugenden Beitrag liefern, noch die abscheulich gekleidete Violinistin, die ihr Instrument in wahrhaft furioser Steigerung in eine Musik hinüberführt, die ähnlich schmerzt wie das abschließende Inferno eines schmerzhaft über das Bühnengeschehen hinweg dröhnende Kampfgeschwader vom Tonband, das mit der neuen Diktatorin die “alte!” Ordnung wieder herstellen wird.

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Das weite Land

Das „fremde Land“ offenbart die “dunklen Pfade”, die Menschen aus der Tiefe ihres Unbewussten beschreiten, um sich und anderen Schaden zuzufügen. Das könnte man durchaus als scharf skizzierte Gesellschaftsanalyse inszenieren – Schnitzler selbst bezeichnet sein Werk sogar als “Tragikomödie”! Doch leider lässt diese Inszenierung beide Aspekte vermissen. Es mangelt ihr an Tragik wie an Komik, an Gewürzen jeder Art. Sie fesselt nicht, fasziniert nicht, stimmt weder heiter noch traurig. So fragt man sich, warum eine doch eigentlich recht tiefgründig angelegte Geschichte aus dem Zeitgeist der realistischen Dramenkultur eines Tschechow, Ibsen und Strindberg sich so mühsam, ohne Höhe- und Tiefpunkte, über die langweilige Bühne dahinschleppen muss, obwohl sich alle Darsteller so gewaltig ins Zeug legen

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Das goldene Vlies

Ein Trauerspiel ohnegleichen, wie es eben nur die Antike hervorbringen konnte. Und heute? Gäbe es da vielleicht irgendeinen Bezug? Eigentlich schon, denn dass eine Frau um einer anderen willen verstoßen wird, man ihr die Kinder nimmt und sie sozusagen in die Gosse wirft, ist, wenn auch nicht mehr in unseren überwiegend christlich-zivilisierten Gesellschaften gemeinhin üblich, aber in vielen anderen Kulturen denkbar… Aber die Inszenierung von David Bösch zeigt weder dieses noch jenes; sie dümpelt wie in einer Flaute durch die aufregende Geschichte; Mit Hilfe eines Rockmusikers (der am meisten Applaus erhält – so tief ist das Publikum getroffen und das Niveau der Inszenierung gesunken!), der zu Beginn irgendetwas verspricht, was dann doch nicht gehalten wird, denn er bleibt fürderhin, nun blutverschmiert als ermordeter Bruder Medeas im Dunkel des Hintergrunds des antiken Dramas.

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Das letzte Feuer, Potsdam

Intendant Tobias Wellemeyer hat sich das schwierige epische Werk der Germanistin Lea Doher (Jahrgang 1964) vorgenommen, um deren vielfach verschlungene poetische “Erfahrungsgeschichten” dramaturgisch in einer Bühnenversion zu verarbeiten. Das Problem, das in dieser gut zweistündigen, durchaus spannungsreichen Regiekonzeption liegt, ist nicht zu bewältigen, denn es hätte bedeutet: die Komplexität des Stückes zu vereinfachen, sich miteinander verbindende Abläufe und Strukturen zu einem dramatischen Aufbau zu formen und zu ordnen und damit den Anriss menschlicher Ängste, Fluchtversuche, Verletzungen, Frustrationen und Depressionen zu einer theateradäquaten Fassung zu verbinden.

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