Category Archives: Klassik/ Moderne

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Il Barbiere di Sivilia, B

Nicht alles, was gestern war, sollte man zu den Akten legen. Und so hat die Deutsche Oper die wundervolle Inszenierung von Katharina Thabach aus dem Jahr 2002 wieder auf ihre Bühne gezogen, mit neuen Dastellern bereichert und noch mehr Schwung aufgepeppt: Der Barbier von Sevilla ist kurz gesagt,ein Heidenspaß mit einigen kleinen politschen Affronts, durchweg stimmlich hervorragend, darstellerisch phantsievoll mit Donner und Blitz versehen, mit viel, viel Chuzpe und Schabernack und einem heillosen Durcheinander, was man auch als vielstimmigen Chor bezeichnen kann, der sich im Thespiskarren an die Gurgel geht. Mit dem Bass des Basilio, der den Saal schockt und rockt, dem mitreißenden Bariton des Figaro, und, nicht minder lebhaft, doch voller Wut dem alten Gier-und Geizhals Bartolo, der sein junges Mündel partout selbt heiraten möchte, sowie den Kostüm- uind Bühnenbildnern, die eine Supernova zünden und dem Orchester mit seinen Turbulenzen eine souveräne Vorlage geben. Denn wie zumeist im Buffo- Genre verlangt der Komponist von Sängern und Instrumentalisten Unmögliches, und faszinierenderweise schaffen die es, alle Anforderungen grandios zu meistern. Ein tolles Spektakulum!

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Antigone/Schwester von…- OL

Die dominierende Farbe auf der Bühne ist grau-schattiert, die Männer und Frauen in ihren bleichen antiken Gewändern – , schwarz gesäumt wie auch Hände und Finger in schwarze Farbe getaucht sind – gleichen zunächst steinernen Statuen bis sie in kriechend und rollend, sich verrenkend ihre Emotionen als Volk von Theben nicht mehr als kommentierender Chor, sondern in einer sprachlosen, aufwühlenden Choreographie als Menge ihre Meinung kundtun. Musikalisch einfühlend begleitet.
Auf mehreren abgestuften Ebenen, zwischen schwarzen verschiebbaren Stellwänden, die imaginäre Wohnöffnungen andeuten, spielt sich die große Tragödie um tyrannische Herrschaft contra Hingabe an die alte Götterordnung unter den Bewohnern des Herrscherhauses ab, das einst zufrieden unter König Ödipus leben konnte…

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Der Impresario, OL

Die Insznierung enthält alles erdenklich Absurde, gewürzt mit guten Bonmots und passender Kritik,, die die Theaterbürokratie treffen, in der trockene Juristendiktion gegen Bühnenfreiheit und Lebendigkeit steht. Und doch ist es heutzutage schon sehr viel besser um die Freiheit der Künstler bestellt, wenn auch die Frauen noch immer um ihre Anerkennung und weibliche Würde kämpfen. Doch auch das Theater selbst kämpft um seine ureigenste Intentiion: als Überbau der Wirklichkeit das Phantastische, die Utopie vorzuführen, das, was sein könnte, aber nie sein wird, weil die Fiktion nur auf der Bühne Realität sein darf, sonst ginge beides verloren, und das Theater würde seine Wirkung und Faszination verlieren. Ein schöner Einwurf zur Poesie und Philosphie des Theaters und der Kunst schlechthin, die der Theatergott allen ans Herz legt.

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Tartuffe, B

Endlich einmal wieder Theater mit großartiger Sprache und gut sprechenden Schauspielern! Das ist vielleicht das Beste an den Altvorderen; dass sie zu Ihrer Zeit nicht nur mit kritischer Ironie die Alltäglichkeit um sie herum, die Irrungen und Wirrungen der Menschen an den Pranger stellten, sondern das alles auch noch mit großem Sprachschatz und intelligentem Sprachwitz, der seit vielen Jahrzehnten in unserer Literratur nur mehr selten vorkommt.

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Anna Bolena, B

Aber bleiben wir im 19. Jahrhundert, bei Anna und ihrem entsetzlichen Schicksal, das Gaetano Donizetti so dramatisch mit brillanter vokaler Vielfalt und immer neuen furiosen wie auch zärtlichen Arien und Duetten versah, einen Chor als Volk hilflos kommentierend an die Wand stellte, das zugleich aber auch den Hofstaat vorzeigt, der das intrigante Geschehen leise betratscht und still beäugt, selbst ohne Mitleid und Möglichkeiten, dem Unrecht Einhalt zu gebieten, dankbar, selbst in Lohn und Brot zu sein und nicht zu den Ärmsten auf die Straße verbannt zu werden. Denn was kosteten die vielen Kriege und Schlachten, die außerhalb der festen Mauern geführt wurden an Menschenleben! Wie ist der Boden aller Länder von Blut getränkt, von Knochen durchädert. Und dann wieder bleibt die letzte Würde für all die Opfer der Jahrtausende in so wunderbaren Kunstwerken erhalten. Welch ein seltsames Spiel!

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Die tote Stadt, OL

Erich Wolfgang Korngold, der Romantiker mit Verspätung, gibt in seiner Erfolgsoper großen Gefühlen und Stimmungen eine musikalische Sprache wie Traum, Rausch, Trauer und Sinnlichkeit. All dies hat er in die Partitur hineingeschrieben. Das vergrößerte Oldenburger Staatsorchester unter dem Drigenten Hendrik Westmann konnte da aus dem Vollen schöpfen. In mitreißender Weise gestalteten die Musiker die großen Ausbrüche und die zarten Momente mit ebenso großer Brilianz wie einfühlsamer Interpretation. Es gab Orchestervirtuosität bis zum verklingenden Schlussakkord. So vermittelt man Korngods Ideen dem Publikum.
Auch gesanglich blieben kaum Wünsche offen. Der stimmgewaltige Tenor von Vincent Wolfsteiner als Paul und der dramatische Sopran von Sarah Gartland überzeugten mit ihrer Rollengestaltung. Aus dem Bühnenhintergrund deckte der Orchesterklang allerdings ihre Stimmen, an der Rampe war es besser. Auch die übrigen Rollen waren stark bis angemessen besetzt: Kihun Yoon als Frank, Ann-Beth Solvang. als Brigitta, die Komödiantentruppe, hier insbesondere der Pierrot Leonardo Lee mit individuellem Auftritt.
Peter Cromme

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