Der kaukasische Kreidekreis/ Der gute Mensch von Sezuan
Bis auf einige Ausdehnungen durch die zahlreichen, von Paul Dessau vertonten Liedeinsätze, spielt sich hier ein wunderbares, nicht ganz “Episches”, d. h. distanziertes, sondern eher realistisch gespieltes Theater ab, in dem nicht mehr in erster Linie die Brecht-typische Verfremdung im Mittelpunkt steht, sondern letztlich doch eher anrührende Emotionalität und poetische Vielfalt. Gleichermaßen spiegelt sich Brechts politisches Credo in grundsätzlichen Eigenschaften, die er seinen Charakteren auferlegt. Für uns ähneln sie heute psychologischen Analysen menschlicher Verhaltensweisen, die historisch und gegenwärtig als Reaktion auf die verschiedenen Strukturen der Macht zu sehen sind.