Category Archives: Klassik/ Moderne

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Die Familie Schroffenstein, Potsdam

So war das damals, im späten Mittelalter, in der Heinrich von Kleist seine erste, düstere Story angesiedelt hat, um in seiner machtvollen, bildreichen Wortkomposition eine allgemeingültige Moral aufzuzeigen: Misstrauen und Verdächtigungen, Unversöhnlichkeit und Hass führen zwar nicht immer zu tödlicher Gewalt, und wie hier gleich zur Ausrottung zweier Familien, aber allgemeinhin bis zum heutigen Tage, zu Rache und Vergeltung im Namen falsch verstandener Gerechtigkeit, und sie rufen stets neu aufflammendem Zorn hervor. Besonders, wenn es um ein bedeutendes Erbe geht.

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Der kaukasische Kreidekreis/ Der gute Mensch von Sezuan

Bis auf einige Ausdehnungen durch die zahlreichen, von Paul Dessau vertonten Liedeinsätze, spielt sich hier ein wunderbares, nicht ganz “Episches”, d. h. distanziertes, sondern eher realistisch gespieltes Theater ab, in dem nicht mehr in erster Linie die Brecht-typische Verfremdung im Mittelpunkt steht, sondern letztlich doch eher anrührende Emotionalität und poetische Vielfalt. Gleichermaßen spiegelt sich Brechts politisches Credo in grundsätzlichen Eigenschaften, die er seinen Charakteren auferlegt. Für uns ähneln sie heute psychologischen Analysen menschlicher Verhaltensweisen, die historisch und gegenwärtig als Reaktion auf die verschiedenen Strukturen der Macht zu sehen sind.

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Der Geizige

Peter Kurth präsentiert seinen Harpagnon im goldbetressten Louis-Quattorze-Kostüm als eine gewichtige, ernstzunehmende Persönlichkeit. Denn sein Geiz ist nicht irgendwie gewöhnlich oder lächerlich verkniffen, sondern eher selbstverständlich, existenziell und fundamental. Er rät seinem gleichwohl bequemen als auch um sein Erbe mit einiger Chuzpe kämpfenden Clèante, sich selbst zu erarbeiten, was er zu benötigen glaubt. Dieser monologisierende Harpagnan ist eine Wucht, nicht einmal unsympathisch, auch kein Sympathieträger, aber irgendwie haben der Autor Peter Licht und der Regisseur Jan Bosse diesen Charakter aus der Ferne ins Heute gezerrt und ihn als Inkarnation eines Kapitalisten gezeichnet, den sie zwar abgrundtief verabscheuen, aber dem sie nicht beikommen können!

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Das weite Land

Das „fremde Land“ offenbart die “dunklen Pfade”, die Menschen aus der Tiefe ihres Unbewussten beschreiten, um sich und anderen Schaden zuzufügen. Das könnte man durchaus als scharf skizzierte Gesellschaftsanalyse inszenieren – Schnitzler selbst bezeichnet sein Werk sogar als “Tragikomödie”! Doch leider lässt diese Inszenierung beide Aspekte vermissen. Es mangelt ihr an Tragik wie an Komik, an Gewürzen jeder Art. Sie fesselt nicht, fasziniert nicht, stimmt weder heiter noch traurig. So fragt man sich, warum eine doch eigentlich recht tiefgründig angelegte Geschichte aus dem Zeitgeist der realistischen Dramenkultur eines Tschechow, Ibsen und Strindberg sich so mühsam, ohne Höhe- und Tiefpunkte, über die langweilige Bühne dahinschleppen muss, obwohl sich alle Darsteller so gewaltig ins Zeug legen

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Das goldene Vlies

Ein Trauerspiel ohnegleichen, wie es eben nur die Antike hervorbringen konnte. Und heute? Gäbe es da vielleicht irgendeinen Bezug? Eigentlich schon, denn dass eine Frau um einer anderen willen verstoßen wird, man ihr die Kinder nimmt und sie sozusagen in die Gosse wirft, ist, wenn auch nicht mehr in unseren überwiegend christlich-zivilisierten Gesellschaften gemeinhin üblich, aber in vielen anderen Kulturen denkbar… Aber die Inszenierung von David Bösch zeigt weder dieses noch jenes; sie dümpelt wie in einer Flaute durch die aufregende Geschichte; Mit Hilfe eines Rockmusikers (der am meisten Applaus erhält – so tief ist das Publikum getroffen und das Niveau der Inszenierung gesunken!), der zu Beginn irgendetwas verspricht, was dann doch nicht gehalten wird, denn er bleibt fürderhin, nun blutverschmiert als ermordeter Bruder Medeas im Dunkel des Hintergrunds des antiken Dramas.

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