Macbeth, OL
Um die furchtbare Gesetzmäßigkeit der Tyrannei zu begreifen, bedarf es keines Gemetzels auf der Bühne. Dass hier und da ein Geist mit blutigem Gesicht undd rot durchtränktem Hemd erscheint, reicht vollkommen. Denn das wirkliche Grauen offenbart sich expressiv in Verdis genialem Kompositionsaufbau, und Hendrik Vestmann gibt Spiel und Spielern die Sporen; die Musik gewordenen Leiden und Leidenschaften, Sehnsüchte und Ängste, Liebe und Qualen durchdringen und durchfluten Raum und Zeit, stürzen sich in tiefste Tiefen und erklimmen gewaltige Höhen bis sie vom Wahnsinn erlöst werden. Macbeth erdrosselt seine Frau bevor sie in der Verwirrung ihre Verbrechen hinausschreit, und er selbst wird – von Marschrhythmen begleitet – von des ermordeten Königs Sohn Malcom bezwungen, dem Mann, der ihm am wenigsten gefährlich schien. Ein dramatischer Saisonauftakt!