Entartete Kunst, B
Warum ist Kunst so teuer, wer vermittelt An- und Verkäufe, was sind Schattenhändler, und welche Werte befinden sich tatsächlich im Besitz von staatlichen Galerien? Und last not least: warum gibt es noch immer kein Gesetz, das die Restitutionsansprüche der von den Nazis enteigneten Besitzer regelt? Fragen, die so nebenbei in dem geschickt aufgebauten kleinen Kabinettsstück von Ronald Harwood auftauchen und doch in dem Bilder-und Steuerstreit in den Jahren 2012 bis 2014 letztendlich von entschiedender Bedeutung waren, um die Rechtmäßigkeit des 1500 Werke umfasenden kostbaren Kunsterbes von Cornelius Gurlitt zu klären. Im Theater nun, auf der mit von den Nazis als entartete Kunst gebrandmarkten Bildern dekorierten Bühne, kämpft ein Mann um seinen Besitz, verteidigt die Rechtmäßigkeit seines Erbes gegen die unerbittliche Inqusition der Vertreter der Münchener Staatsanwaltschaft. Mit Udo Samel als sprachgewiefter, beinahe sokratisch argumentierender Gurlitt, der pfiffig und zotig, kindlich und trotzig, naiv und schlau zugleich gegen eine Welt und eine Wahrheit ankämpft, die er bisher mied wie die Pest. Sie diente ihm lediglich zum Ausflug in die Kabinette jener Schattenhändler, denen er und hin und wieder eines seiner Erbstücke über die Schweiz verkaufte. Wieder einmal zeigt das Renaissance Theater ein bezauberndes Spiel um ein ernstes Thema.