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Oedipus, B

Einen großen ästhetischen und musikalischen Genuss verspricht diese ungewöhnlichste aller Oedipus-Inszenierungen , die im verschwommenen Nebel eigenwilliger Arrangements in die Tiefe der klassischen Antike taucht, als die Menschen von Göttern fehl-geleitet in ihren Untergang gingen. Im Einklang mit eigenwilliger tänzerischer Schrittfolge deklamieren die Schauspieler einzeln oder als Chor-Gruppe in langsamer Silbensetzung den Ablauf des Dramas. Mit voller Wucht beherrschen die Instrumente unsere Wahrnehmung, nehmen die Entwicklung voraus, die um wenige Takte später die Worte der dunklen Gestalten aus fernen Zeiten umschreiben. Aber die alten Zeiten sind uns auf den Leib gerückt.

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Starker Wind,B

Wenn der Autor das gemeint hat, dass hier die jüngere Generation mit der Hinfälligkeit des Alters, das zuweilen anstrengend und aufreibend daherkommt, nicht konfrontiert werden und die traurige,eingeengte Lebenswirklichkeit des Alten nicht mehr wahrnehmen möchte, dann ist es ein böses, tragisches Stück. Denn wie traurig ist es, dass der Mann sich nurmehr an einen alten Kleiderschrank erinnert und an die wenigen Sachen, die er enthielt. Und dass er schließlich dem stürmischen Nordwind folgt, der durch das Fenster hereinbraust und ihn auffordert, sich hinauszulehnen…
Aber im Interview mit dem Dramaturgen, im Programmheft, enthält sich der Autor jedweder Interpretation. Es sei ein poetisches Gedicht nach Hölderlin und konstatierend: Theater sei die Kunst des Augenblicks, der sich nicht festhalten lasse und schon Vergangenheit sei, noch bevor er ende. Was wir fühlen, was wir denken, was wir sehen, sei wichtig und bestimme unser Sein. Die Protagonisten seien verloren im Dialog. Eigentlich ist es nur der Monolog eines Menschen, der die Orientierung in seinem Leben verloren hat. A.C.

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Die Briefe des van Gogh

Den dahinfließenden Strom wechselnder Gefühle und Spannungen greift die Musik in unprätentiöser Form auf. Um die Dramatik zu veranschaulichen, bedarf die Komposition keiner extremen Effekte, sondern versteht sich – mit romantischen Einschüben – als Vermittlerin, die dem Erzählrhythmus folgt, ihn begleitet und kommentiert. Das allein wäre schon ausreichend, um eine wundersame impressionistische Verschmelzung von farbiger Erzähl- und Tonkunst zu erleben. Das Leben Vincent van Gogh’, zwischen Hunger und Existenznot, zwischen höchster bildhafter Perfektion und wahnhafter Verzweiflung,´aus den Briefen zwischen Vincent und seinem Bruder Theo zusammengestellt, ist zu einer kunstvollen kleinen Kammeroper geworden.

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Der Bajazzo (Pagliacci), HB

Diesem Bajazzo ist nicht zum Lachen. Seine untreue Gattin spielt die gleiche Rolle hinter wie vor der Bühne, vergnügt sich mit verschiedenen Liebhabern, reizt ihren Mann aufs Äußérste bis er dem Theater schließlich ein Ende bereitet. So ist es, Schluß, aus, vorbei,die Komödie genauso wie das wahre Leben der kleinen Theatertruppe. Das ist alles sehr bunt und stimmstark inszeniert bis sich die Phantasie in eine Bildhaftigkeit verrennt, die nur wenig über die Darsteller, über ihr Gefühsleben, ihren Abschied aussagt, schwer zu deuten ist. Die Inszenierung bleibt trotz aller Bemühungen um eine einfallsreiche Choreografie seltsam entfremdet.

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Les Boréades, OL

Wegen großer Nachfrage Zusatzvorstellungen am 8.und 9. Januar 2022

Theater par excellance: ein Saisonauftakt, der grandios gelungen ist: mit gewaltigem Theaterdonner, mit tollen Tänzern, mit hinreißenden Sängern, einem absolut stimmig einfühlsamen Orchester, mit Bühnenbildern, die für Überaschung sorgen und von Phantasie zeugen, Kostümen, deren Eleganz und Vielfalt das theatralische Geschehen aufnehmen und wiedergeben. Was soll man mehr bewundern nach dreistündiger konzentierter HIngabe und immer wieder neuen Regie- Überraschungen: wie selbstverständlich Mystik und Klassik mit der aktuellen Philosophie der Aufklärung, dem aufbrechenden Widerstand eines lange unterdrückten Volkes verwoben ist, wie brutal sich die Macht der Tyrannen, des Adels sich hier offenbart, wie ohnmächtig ein Volk scheint, solange es sich nicht Widerstand wagt. Wie machtvoll die Liebe ist, die über sich selbst hinauswächst. Oder /Und letztlich doch den Mut des 80jährigen Komponisten, 25 Jahre vor der französischen Revolution dies fein verpackte Widerstandsepos in Märchenform vorzustellen. Doch er wurde abgestraft, das Werk durfte zu seiner Zeit nicht aufgeführt werden.

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Die letzten fünf Jahre, OL

Ein sehr ungleiches Paar verliebt sich und verläßt einander bereits nach fünf Jahren voller Enttäuschung mit großer Trauer. Ein Kammermusical, das eine adäquate Darstellung mit zwei ausdrucksstarken Darstellern erlebt: Martyna Cymerman und Paul Brady gleiten hier auf einer einsamen New Yorker Straßen-Bühne unter den heftigen Rhythmen einer modernen Musical-Band auf den Irrweg einer ungleichen Partnerschaft.

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