Michael Kohlhaas, OL
Die beiden Autoren Dahlem und Krampe haben die verschlungene Erzählung stark verschlankt und relativ eingängig und logisch aufgearbeitet, wenn auch – eine Krankheit des modernen Theaters – der Text immer viel zu schnell gesprochen wird. Aber abgesehen davon zeigt das mitreißende Ensemble eine kurzweilige, spannende,ergreifend gespielte Fassung, eher als Performance als im klassischen Sinne. Es wird erzählt und getanzt, das Erzählte wird spielerische umgesetzt und gewinnt dabei an Kraft und Dynamik – was eben noch Geschichte war, wird jetzt zur erlebten Darstellung, wobei die harten Rhythmen der Band zweierlich provozieren: den degenertierten Adel in seiner dümmlichen Erbärmlichkeit vorzuführen. Prächtig vulgär schwoijen und umrappen die beiden Tronka-Vettern – Jan Breustedt und Gajko Geithin als Hinz und Kunz – mit hinterhältiger Abgefeimtheit den zunächst noch völlig verwirrten Roßhändler, der ob der ihm unbekannten Passierscheinverordnung freundlich hilflos um Aufschub der Zahlung bitttet bis er vom Markthandel zurückgekehrt ist. Junker Wenzel von Tronka, der dem ehrenwerten Vater kein gleichwertiger Erbe zu sein scheint, wird von Nientje C. Schwabe mit so viel listiger Härte gespielt, dass man bereit ist, ihr den Feudalherrn ohne weiteres abzunehmen, wie sie später auch in der Video- Großaufnahme als Martin Luther den Kriegsanführer Kohlhass schwer ins Gebet nimmt. Das ist sehr eindrucksvoll, und zeigt das von dieser jugnen Dame noch einiges mehr zu erwarten ist.