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Das letzte Feuer, DT

Hier gibt es kein Prinzip Hoffnung, dass sich immerhin durch das Angebot der Psychotherapie (von Seelsorge ganz zu schweigen) oder einer altruistischen Mitmenschlichkeit anbieten würde. Aber das passt nicht ins Konzept der Autorin und schon gar nicht in die Auslegung des Regisseurs, die beide in einer düsteren Einstellung zur schicksalsgegebenen und unabänderbaren Situation menschlicher Unzulänglichkeiten (und politischer Ignoranz und Unfähigkeit) verharren.

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Cyrano de Bergerac

Diese Inszenierung ist natürlich – mit allerlei Spaß und Witzelei – ein Bühnenvergnügen. Die umworbene Roxande blickt von Logenbalkon auf ihre Verehrer und einen Schauspieler auf der Bühne herab, den der aufgebrachte Cyrano erbarmungslos von der Bühne scheucht. Wir lernen: nichts ist für diesen Mann schlimmer als ein triviales Wortgemetzel. Selbst gewitzt und wortgewandt, gleichzeitig fechtend und dichtend, ist ihm kein Feind zu mächtig. Und so kämpft er bekanntlich wortgewaltig, doch anonym, um die geliebte Roxande, die erst im hohen Alter erfährt, wer sie so heiß geliebt hat..

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Holzschlachten -Ein Stück Arbeit

Bierbichler erzählt in seinem eher beiläufigen, so ungemein faszinierenden bayrisch-hochdeutschen Sprachduktus Unaussprechbares, Ungeheuerlichkeiten, die für die Nachgeborenen nicht fassbar sind. Und wie dieser Mann das erzählt, als ob er dem Zuhörer, der scheinbar nur schwer begreift, Selbstverständliches, Notwendiges auf sachlicher Ebene erklärt: Menschen, die zusammengepfercht in Wagons abtransportiert, ausgesucht, vergast wurden, als “wissenschaftliche Objekte” missbraucht wie Tiere, in den Tod geschickt, nach Alter, Geschlecht sortiert, alles akkurat, alles hatte seine Richtigkeit. Das alles musste sein, um Schlimmeres zu verhüten!

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Veronika beschließt zu sterben

Ob “Drehbuch” oder Original, die Therapie dieses Arztes ist es wert, in die Lehrbücher für Analytiker und Therapeuten aller Richtungen aufgenommen zu werden; wie Laufenberg rundum warmherzig und besonnen über die Einsamkeit und Bitterkeit der Menschen reflektiert und den Ursachen sowohl medizinisch als auch psychologisch auf den tiefen Grund kommt, das zeigt auf eine besondere Begabung und ist messerscharf analysiert. Bei diesem Therapeuten möchte man gerne irre werden…

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Stimmen im Kopf

Der Krankenhausalltag wirbelt mit viel Freud und Leid mit musikalischen Pepp über die klinisch sterile Bühne, Gefühlsstaus explodieren, Sehnsüchte lösen sich tränenreich auf, Beziehungen scheitern, Agressionen bleiben in der Regression stecken oder manifestieren sich in Süchten. Was durchgängige Erfahrung zu sein scheint: die Welt da draußen, die Angehörigen verstehen weder die Krankheit noch wollen sie sich mit der neuen Realität, nämlich einem psychisch veränderten Menschen, abfinden.

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Woyzeck, OL

„Das Stück handelt von Wahnsinn, Kindern, Obsession und Mord – von allem, was uns interessiert.“ (Tom Waits) — Ein Mann läuft durch seinen eigenen Albtraum. Er hetzt von einem Job zum nächsten, wird Objekt scheinwissenschaftlicher Experimente und verliert auch den letzten Halt: die Frau, die er liebt und ihr gemeinsames Kind. Zu sehen ist eine Kreatur, die sich selbst nicht mehr greifen kann, immer tiefer in eine Traumwelt abgleitet. „Jeder Mensch ist ein Abgrund, es schwindelt einem, wenn man hinabsieht.“ Für diesen Mann, der weiter rennt, auch wenn er schon längst am Ende ist, hat Tom Waits einen melancholisch, düsteren Soundtrack geschrieben. „Misery is the river of the world“ oder „God’s away on business“ heißen die Lieder, die Woyzeck in den Abgrund begleiten.
Mit den poppig-sentimentalen, aber auch ebenso angriffsstarken wie sozialkritisch-poetischen Songs von Waits und Brennan hat Georg Büchners Bearbeitung des Schicksals des Frisörs Johann Christian Woyzeck, der 1821 in einer Wahnvorstellung seine Geliebte ersticht, eine weitere Dimension erhalten.

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