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Dead Man Walking

In der Bühnenfassung der Vaganten stehen sich die hier recht junge Schwester Helen, von Wicki Kalaitzi sehr seelenvoll und barmherzig dargestellt, und der Verbrecher Jake im Besuchsraum des Gefängnisses gegenüber, bis zum Schluss durch eine Glaswand getrennt. In wenigen Sätzen tasten sie sich zunächst vorsichtig aneinander heran, während der Wärter (Fritz Bleuler, sichtbar bemüht um korrektes Unbeteiligtsein) im Hintergrund als sorgsamer Beobachter harrt. Dass dieser eines Tages an dieser furchtbaren Aufgabe zerbrechen wird, wird leider nur im HIntergrund angedeutet, wie überhaupt die dramatische Komponente, wohl absichtlich, bewußt reduziert wird und daher die Betroffenheit des Zuschauers erst in der allerletzten Szene, unmittelbar vor der Hinrichtung Jakes, aufgerüttelt wird.

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Das zweite Kapitel

Der Autor gibt nur wenig Text vor, um diesen Abschnitt seines Lebens in Szene zu setzen, der eigentlich eine große Hommage an seine zweite Frau sein soll. Es gibt noch zwei Nebenfiguren, so George’s Bruder, ein windiger Agententyp und Jennies flippige Freundin, die es mit der Treue nicht so genau nehmen und ihre Ehehälften nach Herzenslust und Laune betrügen. Ein Gegenpaar, dessen “moderne” Mentalität in Fragen Ehe und Treue ohne mahnenden oder moralischen Zeigefinger von Stefan Schneider und Yuri Beckers launig und lebendig gespielt wird. So spielt das Leben eben auch.

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Herr Puntila und sein Knecht Matti

Wer sich an andere Inszenierungen dieser ebenso tiefsinnigen wie heiteren Sozialfarce eines lebens- und liebesfrohen Dichters im Exil erinnert, wird enttäuscht sein. Denn das Leben spielt hier nicht wirklich mit. Wer aber die Aufopferung des Herrn Puntila an den Gott des Alkohol-Wahnsinns in der Gestalt von Norman Hacker, der sich bis zur letzten Faser verausgabt, als Erlebnis verzeichnen möchte, der könnte sich auch mit dieser Art von Theater, die ganz und gar nicht brechtgemäß ist, zufrieden geben.

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Geister in Princeton

Die Inszenierung hat ein großes Aufgebot an namhaften Darstellern, die sich im Reigen um das Leben Gödels drehen, ihn ein Stück begleiten, vor ihm, mit ihm, nach ihm sterben und wieder auferstehen. Denn “Zeit ist wie ein Zugfahrplan. Die Ereignisse sind die Stationen, an denen er hält. Aber egal, wo du bist, die anderen Stationen gibt es auch noch. Sie verschwinden nicht. Und der Zug fährt im Kreis. Jeder Moment ist für immer”, abstrahiert Gödel u.a. seine Erkenntnisse. Der Regisseur greift diese Metapher geschickt auf, beginnt mit dem Tod des Wissenschaftlers und endet gleichsam mit seinen letzten Lebenstagen.

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Pelléas und Melisande

Den Mitwirkenden an dieser Inszenierung ist es in der Tat wohl in höchst sensiblem Zusammenspiel gelungen, ein Märchenbuch aufzuschlagen, das Seite für Seite selbst durch das dunkelste Grüngrau der hohen Mauern des Burginneren noch Sonnenkegel durchfluten läßt. So bricht sich durch das Unheimliche einer Endzeitstimmung immer wieder eine neue Helligkeit wie aus einer ferner Galaxie und durchwärmt die unglücklichen Menschen, die in einer dahinsiechenden Dynastie und einem notleidenden Land leben, mit neuer Hoffnung.

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