Category Archives: Oper/ Musiktheater

Permalink to single post

Der feurige Engel

Nach 40 Jahren wieder in Berlin angekommen, reißt das Stück das Publikum zwar nicht von seinen Sitzen, aber am Ende doch zu frenetischem Applaus hin – Gott und dem flammenden Engel sei’s gedankt, man hat das Gefühl, Romantik und Psychotik sind spannend in eine schwer von Dissonanzen durchkomponierte Seelenlandschaft verpackt, die der Bühnensprache entspricht : verwirrend, sehnsüchtig, zupackend, aufschreiend, exessiv-bedrohlich, und dann wieder zärtlich-irreal verträumt. Eine ganz große physische und gesangliche Leistung der jungen Svetlana Sozdateleva, die zudem mit einer aussdrucksstarken Gebärden-und Körpersprache ihre innere Zerrissenheit in Töne verwandeln und uns anderthalb Stunden lang fesseln und bezaubern kann.

Permalink to single post

Angst

Musik ist von Grund auf ein Medium der Gefühle: was läßt sich nicht alle ausdrücken in Oratorien, Liedern, Arien, symphonischen Kompositionen, was läßt sie uns erahnen an Tiefe und Hingabe, wie läßt sie uns teilhaben an Verzückung und Glück, genauso an Leid und Schuld; sie spendet Trost und bereitet Vergnügen – und sie kann, wie in dieser jetzt in zwei Aufführungen ( wieder am 18.1.09) zu sehenden und zu hörenden szenischen Chorbearbeitung auch als Therapeutikum wirken – zunächst verwirrend, jedoch nach und nach heilend, gegen Ängste, gegen Furcht, gegen unterdrückte Traumata, gegen neue Musik!

Permalink to single post

Cosí fan tutte, HB

Ein Stück von zwiespältiger Schönheit – selten wird es komisch aufgefasst, immer steht die tragische Komponente im Vordergrund. Mit Ausnahme der Rolle von Despina, die den komischen Part übernehmen darf (in Bremen sehr glücklich ausgespielt). Die poetische Versführung ist leider in fast keiner Übersetzung gut getroffen, zumal, wenn sie verkürzt in deutscher Fassung projiiziert wird. Deshalb gilt es, intensiver auf die Orchestrierung zu achten, wie z.B. in der Abschiedsszene, wenn die Männer „in See stechen“, hören wir gedämpfte Geigen und Bratschen, weich begleiten die Basspizzicati und schwebende Bläsertöne das von sanfter Melancholie und echter Trauer gestaltete Bild.

Permalink to single post

Wozzeck

So wie Berg/Honeck es schaffen, die Charaktere musikalisch eindringlich auszuformen und das Geschehen in fast vollzähligen Variationen aller tanztypischen Formen und Klangvorbilder bis hin zum sinfonisch geradezu beängstigenden, bombastischen Schluss beinahe schmerzhaft auf die Musik zu übertragen, so fern bleibt jegliche Sentimentalität, nachdem sich Wozzeck in einem Müllberg von Konservendosen blutig vergraben hat. Irgendwie, so möchte man trotzig meinen, ist er aber auch selber schuld.

Diese Musik wühlt im Innersten auf, bleibt hängen und haften und arbeitet weiter. Was man leider von Jones’ Inszenierung nicht sagen kann.

Permalink to single post

La Traviata HB

Und so ist der Inszenierung dem Regisseur Benedikt von Peter und dem Dirigenten Clemens Heil eine liniengrade, von allem Kitsch abgespeckte Neuinterpretation geglückt, die sowohl in Kontrasten als auch in feingliedrigen Strukturen verläuft. Violetta, die Verachtete, die Liebende, die Verzichtende als Märtyrerin, die Eigenliebe in wahre Nächstenliebe verwandelt und beinahe wie eine Heilige ihr Leben opfert, beherrscht die Bühne. Ganz allein zwar, doch eingebettet in die musikalische Obhut des großartigen Orchesters und starker Stimmen im Background.

Permalink to single post

For the Disconnected Child

… So entsteht nicht wirklich eine gute Geschichte, sondern es hat den Anschein, als ob eine Menge Versatzstücke als Patchworkarbeit aneinandergereiht worden seien, die eben wie ein Flickenteppich eine vielfältig zu interpretierende Botschaft senden: sieh her, da ist eine junge Generation, die sich ängstigt, aus der Eierschale herauszuklettern, das Leben bei der Hand zu nehmen, sich in ein Abenteuer zu stürzen, dessen Ausgang zwar unsicher ist, das aber echte Lebendigkeit – allerdings auch Leid – verspricht. Tanz und SChauspiel verbinden sich mit kongruenten modernen Kompositionen zu einem analytischen Potpurri spezifisch weiblicher und männlicher Verhaltensweisen auf der Suche nach ihrer Lebenserfüllung.

« Older Entries Recent Entries »