Kinder des Paradieses, B
ahrmarktsatmosphäre herrscht auf der Bühne und auch im verstaubten historischen Saal des Berliner Ensembles, der der alte geblieben ist auch unter neuer Intendanz. Nur die Taube über dem Bühnenportal ist fortgeflogen. Eine neue Zeit, in der ein köstlicher Duft frisch gebackener Waffeln, die zuvor an die Zuschauer verteilt wurden, in der Luft liegt. Derweil stelzen Komödianten über die Bühne, die mit einigen schäbig-bescheidenen Requisiten dekoriert ist, jonglieren Ballkünstler, zeigen junge Tänzerinnen ungewöhnliche Elastizität, schwirren andere Artisten in der Vorbereitung für ihren Dreh durch den Raum. Denn darum handelt es sich im Film, dem Vorbild dieser Bühnen-Inszenierung, im Jahr 1944, als im besetzten Frankreich jedes Künstlerengagement mit Vorsicht gehandhabt werden musste. So wurde dieser Film unter der Maske eines Gauklerdaseins, der die lebensgefährliche Arbeit der Künstler unter den misstrauischen Augen der deutschen Besatzung, speziell der Gestapo ausleuchtet, ins Ambiente des 19. Jahrhundert verlegt. Uraufgeführt wurde er erst 1945 im befreiten Paris. In Berlin gelingt es der Regisseurin nicht, die Brisanz, die Atmosphäre, die Bedrohlichkeit des Lebens im beetzten Frankreich, transparent und nachfühlbar zu machen. Es bleibt bei einem eleganten Liebesdrama, hinter dem die politische Dramatik verschwindet.