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Der Kontrabass,B

Kienast ist als Vertreter dieser merkwürdigen Kaste der Kontrabassisten ein kraftvoller, niemals weinerlicher Verlierer, der sich seit undenklichen Zeiten aus sehr verschiedenen, vor allem trotzigen Gründen für dieses unhandliche Instrument entschieden hat, mit dem er im Staatsorchester jeden Tag seine vorgeschriebene Zeit abstreicht, immer in der hintersten Ecke sitzend, kaum gesehen, kaum gehört, und so einsam wie man es sich kaum vorstellen kann.
Das ist ergreifend, doch mit sehr viel Witz und Sarkasmus gewürzt, mit durchaus realistischen Beobachtungen und logischen Lebensanalysen.

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Dialoge,B

Mäuschenklein sind die Menschen in diesen gewaltigen Dimensionen einer Architektur, die entfernt an große Kathedralen erinnert und an Gottesfürchtigkeit gemahnt, an die Kunst alter Baumeister, die noch durch die Länder zogen, um Statik und Schönheit, Steinmaterial und die Kunst des Erhabenen zu studieren. Es gibt viel zu sehen, wer sich an diesen wenigen Abenden fußfest und neugierig auf die Reise durch die Welten begibt; es dauert lang bis man die einzelnen Darbietungen erfasst, sich räumlich orientiert und die schmuckvollen Decken- und Wandgemälde betrachtet und mit Glück gesehen und gehört hat, was das große Ensemble so gut verteilt anbietet.

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Endstation Sehnsucht,B

Und doch ist dieser Abend, zwar weit entfernt von Tennessee Williams, ein großartiges Erlebnis: Jule Böwe zieht nach und nach alle Register, entkleidet diese selbstherrlich wirkende Frau all ihrer schönen Flitterfassaden, enthüllt schonungslos ihre Alkoholabhängigkeit, ihre Unbeherrschtheit, die Arroganz und Dekadenz der alten Oberschicht, entlarvt nach und nach, Schicht für Schicht, ihre sorgfältig gesponnenen Lebenslügen und lässt ihre Tragik immer wieder für Momente spürbar werden.

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