Il barbiere di Siviglia, HB
Rundum ein ungeheurer Spaß, bei dem man leicht die politische Lunte des Stoffes außer Acht lassen könnte. Denn extrem grotesk läßt Regisseur Michael Talke seine hoch motivierte Crew mit allerlei Slapstick-Allüren wie in der Comedia dell’ Arte über die Bühne tollen, in grell- bunten Kostümen, die von vornherein eines klarstellen: hier handelt es sich einerseits um einen köstlichen Ulk, eine Verballhornisierung des habgierigen alten Don Bartolo, der sein vermögendes frisch-fesches Mündel Rosina gar zu gern als Ehefrau für immer vereinnahmen möchte, andrerseits um eben dieses Mündel, das aufmüpfig und selbstbewußt – allerdings mit Hilfe einer Intrige des findigen Figaro und des Freiers Graf Almaviva alte Traditionen beiseite fegt. Alles im wahnsinnigen Tempo, mit rasanten Rhythmen, die kein Verweilen erlauben, in immer neuen virtuosen Tonfolgen und Kaskaden, mit artifiziellen barocken Drehungen, Verirrungen und Wirrungen, denen die schönste Musik dieses Genres unsterbliche Zeichen setzt. Auf der Bühne folgen die wie Marionetten an Fäden exakt geführten Menschenpuppen den zügigen Vorgaben und Anweisungen der Musiker.