Category Archives: Klassik/ Moderne

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Emilia Galotti, OL

von Gotthold Ephraim Lessing bürgerliches Trauerspiel in fünf Aufzügen, Uraufführung am 13.3. 1772 Oldenburgisches Staatstheater, 2012  Regie: Julia Wissert, Bühne und Kostüme: Sandra Materia, Musik: Arthur Mróz, Licht: Ernst Engel, Dramaturgie: Daphne Ebner Emilia Galotti: Magdalena Höfner, Prinz von Guastalla: Johannes Lange, Claudia Galotti: Nientje Schwabe, Odoardo Galotti: Thomas Ziesch, Graf Appiani: Raijko Geith, Marinelli: Pirmin Sedlmair, Gräfin Orsina: Diana Ebert, Angelo: Yassin Trabelis, Camillo: Sven Daniel Bühler.    Emilia Galotti – der Ehre geopfert   Was, so fragt man

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Im weissen Rössl, HB

Also, diese Inszenierung ist ein Treffer, den allerdings nicht so recht würdigen kann, wer von der Operette anderes erwartet als was sie traditionell zu bieten hat. Wollte sie sich treubleiben – in einer Zeit geboren (übrigens in Paris) als Scheinheiligkeit und Prüderie, Pedanterie und geistige wie seelische Abstinenz noch vom vikorianischen wie preußisch strengen Zeitgeist geprägt waren und die Künstler als Ventil die Bühne nutzten, um ihre Ketten zu sprengen und ein überbordenes Lebens- und Lustgefühl auszuspielen (bis die Nazis dem wieder ein Ende setzte und die Operette von aller Frivolität und frechem Charme “befreiten”, um sie in einen zuckersüße Schmelztigel zu tauchen) – so musste sie sich neu erfinden. Das heißt, Altes mit Neuem zu verquicken, Bonmots und Gags unserer Zeit anzupassen, die der alten so seltsam ähnlich ist…

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Alle meine Söhne, OL

Für mich, und dies ist eine sehr persönlich Meinung und keine den Kriterien eines unabhängigen Kritikers angepaßte Überlegung, ist Arthur MIller einer der größten nun schon klassischen Dramatiker der Theatergeschichte des vorigen Jahrhunderts. Seine Dramen sind perfekt aufgebaut, spannend und poinitiert in der Dialogführung: Das Geschick der Protagonisten wird einerseits einfühlsam und verständnisvoll, doch mit einer konsequenten und schmerzhaften Wahrheitsoffenbarung analysiert. Es ist unmöglich, sie unbeteiligt zu lesen oder anzuschauen. Dass das Staatstheater Oldenburg, dass der Regisseur und sein Team zum Auftakt der Saison und der neuen Intendanz eine großartige Aufführung anbieten, wird unter diesen Aspekten alle Theaterliebhaber zufriedenstellen.

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Maria Stuart, HB

In einem Sackkissen versteckt, bildet eine körperlose Stimme den Aufakt dieser Inszenierung, dann werden Kopf und Arme sichtbar, die aus dem Kissen ragen, und ein Text des Science-Fiction-Autors Ken MacLoad über Materie, Kraft und Raum und Zeit wird kundgetan, der ein bißchen nach Macchiavell klingt: in dem eine Welt beschrieben wird, in der “Macht Freiheit schafft” und alles Tun im eigenen Interesse liegen müsse, wenn man überleben wolle. Nur, wenn sich die Interessen mit denen der anderen decken, könne es zur Zusammenarbeit kommen. Dafür müsse man sich aber verbünden und zuweilen auch gegeneinander kämpfen.

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Tartuffe, B

Lars Eidinger hat hier als Tartuffe eine Glanzrolle für sich gefunden, die er genüßlich und nunancenreich auskostet: als Büßer und Sünder gebeugt und gebeutelt, mit monotoner gebrochener Stimme verkündend, wie die Heilige Schrift über die Armen und Frommen richtet, vor allem aber wie sie allen anderen ein nicht enden wollendes Fegefeuer verspricht. Als durchtriebener Scharlatan nistet er sich im Hause einer wohlhabenden Familie ein und vereinnahmt den ihm völlig hörigen Hausherrn, so dass dieser seinen Sohn enterbt und nur noch dem heuchlerischen Mönch Gehör schenkt.

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Der Kirschgarten, HB

So wuseln und flirten und feiern sie alle miteinander, in letzter Hoffnung nach dem Motto: wer sich die Hand vor die Augen hält, wird nicht gesehen… Und als sie Lopachim in seiner freundlichen Art davon in Kenntnis setzen muß, dass er ihren Kirschgarten gekauft und das Wochenendhausprojekt verwirklichen wird, erwachen sie nicht zu neuem Bewußtsein, sondern verharren in Starrsinn und verletzter Standesehre. Dass dieser Lopachin mit Robin Sondermann die Sympathie der Regisseurin und auch die des Publikums gewinnt, ist ein Novum in der Interpretation dieses Stückes – wurde er doch bisher gern als Vorläufer des Raubtierkapitalismus gesehen, der die Tradition mit Brutalität ausrottet.

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