Salome, OL
Mit der unheimlich düsteren Verkündigung “Es wird Schreckliches geschehen” fährt die Regie die Spannung von der ersten Minute auf Hochtouren. Kraftvolle Männerstimmen, Tenöre, Baritone, Bässe in Gestalt von Sklaven und Dienern sind seitlich der Bühne und mit Jochanaan sogar im Zuschauerraum placiert, während das Orchester im rückwärtigen Bühnenraum die bereits tosenden emotionalen Elemente in Gang setzt.
Unheilvoll ertönen die Rufe von allen Seiten, warnend vor jeglichem visuellem Kontakt mit der Prinzessin, die anzusehen verboten ist, sie anzusprechen bereits mit Todesstrafe geahndet wird. Der Blick, das Schauen, die visuelle Kraft der Verführung, des Begehrens sind die Antriebsfedern dieser Inszenierung, dieses Stückes an sich, das Oscar Wilde sich mit überschwenglicher Poesie und überbordenden Sprachbildern wohl von der Seele geschrieben hat, Salome verfallen im Rausch des allgemeinen Hype zu Beginn des vorigen Jahrhunderts. Mit großartigen Darstellern und einer hinreißenden Yannick-Muriel Noah als männerverschlingende und selbstzerstörerische Salome wird diese Inszenie rung von sich reden machen.