Category Archives: Oper/ Musiktheater

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Hair, HB

Wer guten Willens ist, wird auch dieser Inszenierung des legendären Musicals der Flower- und Power-Generation Einiges abgewinnen können und vielleicht zaghaft am Ende den Rhythmus mitklatschen. Aber die originalen musikalischen Top-Arrangements und mitreißenden Songteste verblassen in einer beliebig zwischen Müll und Möchtegern-Hippieritualen herumirrenden und tobenden Tanz- und Trotzgemeinschaft, und auch die eingeblendeten Videos von alternativen Wohn- und Lebensräumen verschiedener Bremer Bürger bringen weder kritischen Zeitgeist noch bleibende Brisanz in die Aufführung.

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Albert Herring, OL

Blick ins Gruselkabinett einer scheinheiligen Gesellschaft, wie es sie nicht nur um 1900 in England gab, sondern wie sie in vielerlei Formen und Schichten, vor allem in anderen Ländern, noch heute existiert. Moral als Mittel zur Macht – schon Oscar Wilde entlarvte die Society seiner Zeit als moralinsauer, verlogen und bigott; Er mußte bitter für seinen Hohn büßen. Benjamin Britten verpackte seine scharfe Beobachtungsgabe und feingeistige Kritik in den aufregenden Kompositionen seiner Opern. Das Staatstheater Oldenburg hat nun eine bewundernswerte Inszenierung für die Kammeroper “Albert Herring” auf die Bühne gestellt – mit maskenartig starren Charakteren der alten Ordnung und deren jugendlichem Gegenpol, der leidenschaftlich gegen Zwang, Willkür und moralinsaure Mogelpackungen aufbegehrt.

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Eugen Onegin OL

Wer vor dem kleinen Glück flieht, um das große in seinem Leben zu suchen, wird oft bitter enttäuscht und arg gebeutelt werden. Ein Schicksal, dass verbunden mit der russischen Mentalität, immer wieder Dichter, Dramatiker und Komponisten umtrieb und zu immer wieder neuen, wunderbar zeitlosen Dramen inspiriert hat. In der Oldenburger Inszenierung wird das Schicksal von Eugen Onegin, dem ins Leben strebenden und vor der Liebe flüchtenden jungen Mann und einem zwischen Traum und Wirklichkeit taumelnden jungen Mädchen mit vibrierender, doch niemals sentimenaler Sehnsucht erzählt.

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La Bohème, HB

Ein Abend mit schönen Stimmen, gefühlvoller Musik und einem minimalistischen Bühnendekor, das sich mit seiner phantasielosen Armuts- und Künstlerpoesie ins dramaturgische Abseits begibt. Gleichwohl mag hinter dem Einfall, dass sich Maler, Musiker und Schriftsteller permanent in buntem Farb- und Luftschlangentaumel befinden, die Absicht stecken, Liebesleid und Lust, Armutsweh und dessen Kompensation in aller Schlichtheit zu zeigen. Die Poesie findet nur im Kopf und – natürlich im Herzschmerz der romantischen Arien und Duette statt, wobei die Damen und die Chöre aus dem Dunkel der mit Gaze verhangenen Seitenemporen für den Fortgang der Handlung nicht wirklich präsent sind.

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Cosí fan tutte oder Die Schule der Liebenden, OL

Eine ziemlich werkgetreue Aufführung von Cosí wird in Oldenburg gefeiert; farbenprächitg, formschön und musikalisch mit großer Einfühlsamkeit inszeniert und gespielt ist die Geschichte der zur Untreue verführten Bräute und der betrogenen Betrüger. Für Komponist und Librettist war es einst ein spielerischer Spaß – für ernsthafte deutsche Regisseure ist es stets eine schwere Aufgabe, Liebe, Leidenschaft, Treue und Untreue im Kontext gesellschaftlichen Umbruchs verständlich und verzeihlich zu machen.

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