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Die Liebe zu den drei Orangen, HB

Das Goethetheater hat eine phantasievolle, ebenso skurrile wie nachdenkliche Inszenierung auf die bunte Bühne mit beweglichen Sitzelementen gezaubert, mit, auf und zwischen denen die Sängerinnen und Sänger herumturnen und allerlei Kapriolen vollführen, von einem hervorragenden Orchester auf die Note genau geführt und in allen Nuancen und gefahrvollen Situationen im Wechsel der Stimmungen und Emotionen kongruent begleitet. Ein Ohren- und Augenspektakulum!

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Vor Sonnenaufgang, B

Was der österreichische Autor Palmershofer dem Bremer Ensemble mit diesem schlesischen Sozialdrama anbietet, ist auch nicht gerade originell. Denn der alte Plot bleibt: ein neureicher Unternehmer, diesmal in der KFZ Branche, trifft mit seinem alten Studienfreund zusammen, und es tun sich eigentlich nicht ganz ungewöhnliche normale Divergenzen in ihrer Weltanschauung und Entwicklung auf: die beiden Studenten von einst haben sich in ihren Idealen und Lebensumständen sehr weit voneinander entfernt und können nicht wieder zusammenfinden; ansatzweise kämpfen beide um ihre Weltsicht und Existenz: Der Mensch ist, was er ist oder: er ist das, was er aus sich macht bzw. die Umwelt aus ihm macht. Aber ihre Anschauungen driften immer weiter auseinander.

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Tartuffe, B

Endlich einmal wieder Theater mit großartiger Sprache und gut sprechenden Schauspielern! Das ist vielleicht das Beste an den Altvorderen; dass sie zu Ihrer Zeit nicht nur mit kritischer Ironie die Alltäglichkeit um sie herum, die Irrungen und Wirrungen der Menschen an den Pranger stellten, sondern das alles auch noch mit großem Sprachschatz und intelligentem Sprachwitz, der seit vielen Jahrzehnten in unserer Literratur nur mehr selten vorkommt.

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La Clemenza di Tito (Titus), HB

In der kurzen Ouvertüre verkündet ein Triumpfmarsch eine neue Ära unter der Ägide des neuen Kaisers Tito, bevor Klarinetten und Bassethörner melancholisch die Führung übernehmen und in zarter leichter Tongebung nach der strengen Disziplin des ehemaligen Feldherrn nun eine Zeit der Güte und Gerechtigkeit ankündigen.
In Bremen wurde die Oper „Titus“ bereits im Jahre 1984 aufgeführt, unter der musikalischen Leitung von Ulrich Weder; Inszenierung und Regie lag bei Herbert Wernike. Ob sie damals auch den armen Tito zuguterletzt in solch ein albernes Reifrocktütü steckte, ist nicht überliefert.

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Pique Dame, B

Eigentlich dachte sich Peter Tschaikowski diese gruselige Liebes-und Kartenspielgeschichte als „merkwürdiges Drama aus einer alten Welt“, nämlich im Sinne des Rokoko a la Mozart. Liebe- und Schäferidylle, große Kostümromantik des späten 18. Jahrhunderts und selige Sequenzen an untergegangene, erträumte Paradiese…. Nichts von alledem, was bleibt, ist der heißblütige Auftakt einer Romanze zwischen einem ungleichen Paar, überquellender, innigster Gesang von Sondra Radvanossky – zunächst als beinahe unsichtbar bebrillte Gouvernante, später als gleißende Ballschönheit), aufregende, verheißungsvolle Erwartung und spannend durch die noch unsichtbare geheimnisvolle Gräfin mit ihren Zauberkarten– doch allmählich dann zeigt die Eintracht erste Risse durch die sozialen Differenzen und Ängste, die keiner offenbart. Und es kommt es zur erwarteten Katastrophe.

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Anna Bolena, B

Aber bleiben wir im 19. Jahrhundert, bei Anna und ihrem entsetzlichen Schicksal, das Gaetano Donizetti so dramatisch mit brillanter vokaler Vielfalt und immer neuen furiosen wie auch zärtlichen Arien und Duetten versah, einen Chor als Volk hilflos kommentierend an die Wand stellte, das zugleich aber auch den Hofstaat vorzeigt, der das intrigante Geschehen leise betratscht und still beäugt, selbst ohne Mitleid und Möglichkeiten, dem Unrecht Einhalt zu gebieten, dankbar, selbst in Lohn und Brot zu sein und nicht zu den Ärmsten auf die Straße verbannt zu werden. Denn was kosteten die vielen Kriege und Schlachten, die außerhalb der festen Mauern geführt wurden an Menschenleben! Wie ist der Boden aller Länder von Blut getränkt, von Knochen durchädert. Und dann wieder bleibt die letzte Würde für all die Opfer der Jahrtausende in so wunderbaren Kunstwerken erhalten. Welch ein seltsames Spiel!

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