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Munch und van Gogh – Der Schrei der Sonnenblume, OL

Eine TV-Show will die beiden Maler, den Holländer Vincent van Gogh und den Norweger Edvard Munch, posthum zu ihrem Leben, zu ihrer Kunst befragen und hat dazu außerdem einen französischen Kunstsammler (auch ein historisches Relikt) eingeladen und einen Talkmaster, die dem nun folgenden Stress alle aber nicht gewachsen sind. Die verbindenden Worte zwischen den aus dem Ruder der TV-Regie laufenden Auftritten der furiosen und und undisziplinierten Künstler übernimmt am Bildschirm ein um Ernsthaftigkeit bemühter Sprecher – auch eine Puppe, die vollkommen synchron zu den Worten der Spielerinnen die Lippen bewegt (wie alle anderen übrigens auch), und die in der absurden Ernsthaftigkeit in einer völlig skurrilen Situation ein wenig an Loriots Figuren erinnert. Ein kritisches und lustiges Spiel um die Vermarktung und Bewertung von Kunst in Vergangenheit und Gegenwart.

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Kleiner Mann was nun?, HB

Die anfängliche hoffnungsfrohe Liebe eines jungen Paares hat am Ende der Caritas, der umfassenden, sich altruistisch aufopfernden Güte und einer faszinierenden Erotik der Armut ein letzes Schlupfloch gelassen für alle diejenigen, die am Rande der Gesellschaft stehen – aber nicht dort bleiben werden. Denn diese Botschaft erleuchtet – zwar nicht die sich ins Tiefschwarze verhüllende Bühne – aber die Herzen des einander bedingungslos vertrauenden Paares.

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Cosí fan tutte oder Die Schule der Liebenden, OL

Eine ziemlich werkgetreue Aufführung von Cosí wird in Oldenburg gefeiert; farbenprächitg, formschön und musikalisch mit großer Einfühlsamkeit inszeniert und gespielt ist die Geschichte der zur Untreue verführten Bräute und der betrogenen Betrüger. Für Komponist und Librettist war es einst ein spielerischer Spaß – für ernsthafte deutsche Regisseure ist es stets eine schwere Aufgabe, Liebe, Leidenschaft, Treue und Untreue im Kontext gesellschaftlichen Umbruchs verständlich und verzeihlich zu machen.

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Der Kirschgarten, HB

So wuseln und flirten und feiern sie alle miteinander, in letzter Hoffnung nach dem Motto: wer sich die Hand vor die Augen hält, wird nicht gesehen… Und als sie Lopachim in seiner freundlichen Art davon in Kenntnis setzen muß, dass er ihren Kirschgarten gekauft und das Wochenendhausprojekt verwirklichen wird, erwachen sie nicht zu neuem Bewußtsein, sondern verharren in Starrsinn und verletzter Standesehre. Dass dieser Lopachin mit Robin Sondermann die Sympathie der Regisseurin und auch die des Publikums gewinnt, ist ein Novum in der Interpretation dieses Stückes – wurde er doch bisher gern als Vorläufer des Raubtierkapitalismus gesehen, der die Tradition mit Brutalität ausrottet.

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