Monthly Archives: Dezember 2013

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Veronika beschließt zu sterben

Ob “Drehbuch” oder Original, die Therapie dieses Arztes ist es wert, in die Lehrbücher für Analytiker und Therapeuten aller Richtungen aufgenommen zu werden; wie Laufenberg rundum warmherzig und besonnen über die Einsamkeit und Bitterkeit der Menschen reflektiert und den Ursachen sowohl medizinisch als auch psychologisch auf den tiefen Grund kommt, das zeigt auf eine besondere Begabung und ist messerscharf analysiert. Bei diesem Therapeuten möchte man gerne irre werden…

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Stimmen im Kopf

Der Krankenhausalltag wirbelt mit viel Freud und Leid mit musikalischen Pepp über die klinisch sterile Bühne, Gefühlsstaus explodieren, Sehnsüchte lösen sich tränenreich auf, Beziehungen scheitern, Agressionen bleiben in der Regression stecken oder manifestieren sich in Süchten. Was durchgängige Erfahrung zu sein scheint: die Welt da draußen, die Angehörigen verstehen weder die Krankheit noch wollen sie sich mit der neuen Realität, nämlich einem psychisch veränderten Menschen, abfinden.

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Woyzeck, OL

„Das Stück handelt von Wahnsinn, Kindern, Obsession und Mord – von allem, was uns interessiert.“ (Tom Waits) — Ein Mann läuft durch seinen eigenen Albtraum. Er hetzt von einem Job zum nächsten, wird Objekt scheinwissenschaftlicher Experimente und verliert auch den letzten Halt: die Frau, die er liebt und ihr gemeinsames Kind. Zu sehen ist eine Kreatur, die sich selbst nicht mehr greifen kann, immer tiefer in eine Traumwelt abgleitet. „Jeder Mensch ist ein Abgrund, es schwindelt einem, wenn man hinabsieht.“ Für diesen Mann, der weiter rennt, auch wenn er schon längst am Ende ist, hat Tom Waits einen melancholisch, düsteren Soundtrack geschrieben. „Misery is the river of the world“ oder „God’s away on business“ heißen die Lieder, die Woyzeck in den Abgrund begleiten.
Mit den poppig-sentimentalen, aber auch ebenso angriffsstarken wie sozialkritisch-poetischen Songs von Waits und Brennan hat Georg Büchners Bearbeitung des Schicksals des Frisörs Johann Christian Woyzeck, der 1821 in einer Wahnvorstellung seine Geliebte ersticht, eine weitere Dimension erhalten.

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Wozzeck

So wie Berg/Honeck es schaffen, die Charaktere musikalisch eindringlich auszuformen und das Geschehen in fast vollzähligen Variationen aller tanztypischen Formen und Klangvorbilder bis hin zum sinfonisch geradezu beängstigenden, bombastischen Schluss beinahe schmerzhaft auf die Musik zu übertragen, so fern bleibt jegliche Sentimentalität, nachdem sich Wozzeck in einem Müllberg von Konservendosen blutig vergraben hat. Irgendwie, so möchte man trotzig meinen, ist er aber auch selber schuld.

Diese Musik wühlt im Innersten auf, bleibt hängen und haften und arbeitet weiter. Was man leider von Jones’ Inszenierung nicht sagen kann.

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Die Nibelungen DT

Was dies Epos so unendlich aktuell macht, was es in seinen Grundfesten nicht erschüttern kann, das sind die elementaren Gefühle der Menschen und die zivilisatorischen Vorgaben, die jeglicher Art von Emotion standhalten müssen, um nicht aufgeweicht zu werden und damit eine Sippe und eine Gesellschaft orientierungslos zu machen. Bereits in archaischen Vorzeiten wussten die Erzähler darum, und Dichter und Komponisten fügten zahlreiche Versionen zu einem theatralischen Ganzen, in dem die Menschen die Konsequenzen ihres Fehl-Verhaltens tragen müssen.

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