Die Akte Carmen, B
Die Ouvertüre kündigt an, was hernach geschehen wird: warme Saxophonklänge, zärtliche Geigen, jubilierende Klarinetten wechseln mit den wilden Schlägen und den beatartigen Rhythmen der künftigen Entwicklung, während vorne auf der schmalen Bühne das auf Kammerformat glücklich zu geschnittene Operndrama seinen Anfang nimmt: Grobe Polizisten und Soldaten traktieren die schüchterne Michaela, die ihrem Jugendfreund José die innigsten Grüße der Heimat überbringen möchte. Dann tänzeln einige der Fabrikarbeiterinnen auf die Bühne, um die Pause zu einem kleinen Flirt mit den Männern zu nutzen. In die gewohnte Tändelei hinein bahnt sich eine wundersame, faszinierend dunkel getönte Stimme ihre Vormachtsstellung; Carmen, die unbeherrschte Anführerin des schweren Auseinandersetzung zwischen den Mädchen, fängt José, den Neuling der Wachmannschaft, im Feuerflug ihrer funkensprühenden Verheißung ein. Michaela ziehtnach einem zunächst hoffnungsvoll übereinstimmenden Duett unverrichteter Dinge wieder ab. Das fesselnde Spiel um Liebe und Freiheit hat begonnen.