Orpheus in der Unterwelt, OL
Man stelle sich vor: Da wird der zärtlich alle Herzen betörende Stargeiger Orpheus von seiner Ehefrau betrogen, und er selbst neigt seine Gunst auch eher einer kleinen Nymphe zu. Also handfester Ehekrach im Hause des großen klassischen Liebespaares. Offenbach stellt eine neue, freche, amüsant verquirrlte Version vor, die der Regisseur dieser Inszenierung auch noch nach comedy-Art mit allerlei Gags und Slapsticks fein zu würzen versteht. Und nicht nur das: er selbst übernimmt nun die Hauptrolle – eigentlich der Not gehorchend, weil die beiden “echten” Eurydikes an diesem Abend nicht auftreten können, und Elvira Hasanagic die Partie am Seitenpult zwar zauberhaft und leidenschaftlich singt, aber die schauspielerische Partie unmöglich in nur wenigen Stunden erarbeiten konnte. Also, was lag da auf der Hand als die scheinbar mit so leichter Hand komponierte tiegründige Satire auch kurios verquer mit einem männlichen Hauptdarsteller zu besetzen: mit Felix Schrödinger, der als Regisseur ja ohnehin alle Rollen genauestens einstudiert hat. Die Renaissance der Operette in bester Konsequenz.