Monthly Archives: November 2016

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Hexenjagd, HB

Erschütternd wie alle Dramen von Arthur MIller ist und bleibt immer das unfassbare, niemals ganz zu fassende Thema psychischer Abgründe, die sich im Wahnsinn unreflektierter Ideologien und Glaubensdiktakte ihr Ventil suchen, und denen die einfachen Menschen hilflos ausgeliefert sind, wenn eine unzugängliche Obrigkeit ihre Macht ungebremst demonstrieren kann. In Bremen erfüllt Regisseur Klaus Schumacher die Aufgabe ganz im expressionischen Sinn und steigert die Selbstsucht und Engherzigkeit der sich gegenseitig an den Galgen liefernden Dörfler in einer atemberaubenden dramatischen Zuspitzung. Eine unheimliche Choreographie auf düsterem Bühnenboden umrahmt diesen Hexentanz der unbedacht ins Bösartige abgedrifteten Kinderbande bis zu einer sich verselbständigen Inquisition in mehrfachem Sinne. Was zunächst noch vielleicht als kitzliges Spiel mit dem Unheimlichen bei nächtlichem Tanz um das Feuer galt und die Phantasie und Sinne der jungen Mädchen benebelte und in taumelnde Exstase versetzte, wird durch die Wahnidee des hysterischen Dorfpfarrers zur lodernden Flamme, die fast alle ins Verderben stürzen wird. Eine Parabel, die wohl leider ewige Gültigkeit hat und aktuelle Parallelen besitzen wird – solange Menschen ihre Frustationen, ihre Leidenschaften und unterdrückten dunklen Seiten in Glaubensdogmen pressen können. Wie der Autor, so kennen auch hier die Darsteller keine Gnade mit den Charakteren, die sie gnadenlos an den Pranger stellen.

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Gaunerstück, HB, B

von Dea Loher Theater am Goetheplatz, Bremen, 2016 Gastspiel des Deutschen Theaters, Berlin (Uraufführung 2015) Regie: Alize Zandwijk, Bühne und Kostüme: Thomas Rupert, Musik: Beppe Costa, Choreographie: Miquel de Jong, Dramaturgie: John von Düffel, Licht: Thomas Langguth. Mit: Judith Hofmann und Fania Sorel als Maria, Hans Löw und Miquel de Jong als Jesus Maria, Elias Arens als Madame Bonafide und Juwelier Wunder, BeppeCosta als Porno-Otto,  Kleine Gauner auf dem Lebenskarussell Es gibt in diesem seltsamen Miteinander von prekären Typen aus

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Sweeney Todd, OL

In dieser schauerlichen Moritat vereinen sich denn vom ersten Moment an der musikalische und szenische Spannungsaufbau im Rhythmus der Herzschläge und versetzen den sofort in die Handlung einbezogenen Zuschauer in einen beinahe starren Gemütszustand, dem es ohne Weiteres möglich ist, dem Thriller aus dem England des späten 19. Jahrhunderts zu folgen, wo sich mit feuchten Nebelschwaden auch die tiefen dunkeln Triebe im Menschen verdichten, wo Abgrund, Abschaum, Perversion der Macht und des Elends der Armen in ihren Ausdünstungen an die Oberfläche treiben und ein teuflisches Werk der Rache vollbringen.

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