Category Archives: Oper/ Musiktheater

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Die Krönung der Poppea, HB

Eine außerordentliche Inszenierung, leider nur in dieser Besetzung und daher nur zwei Monate lang im Programm. Wer diese fein abgestimmte, dekorativ-moderne Inszenierung und das bizarre, leichtfüßig daherkommende – und, ja, wenn man den akrobatisch sich verrenkenden Amor betrachtet – dahergesprungene Spiel vor ein paar Palmen auf nackter dunkler Bühne mit spielfreudigen Sängern und Musikern anschauen und hören konnte, so muss man sich doch fragen, ob nicht die ganz alte Musik zu den schönsten Erbstücken dieses Genres zählt. So, wie Monteverdi und sein begnadeter Poet Busenello ein musikalisches Drama von subtiler Brutalität und mit geschichtlich nicht zu beschönigenden Charakteren der schlimmsten Psychopathien vorstellen, die ein großes Reich zugrunde regierten bis neue Despoten aus der Asche wieder auferstanden, ist das alles eigentlich weder amüsant noch unterhaltend. Eigentlich…

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Pique Dame, B

von Peter Tchaikowski nach der gleichnamigen Erzählung  von Alexander Puschkin Uraufführung 19.12.1890 in St. Petersburg Komische Oper Berlin Arm am Beutel,krank am Herzen Wer das gewohnt außerordentlich ansprechende und informative Programmheft zu dieser Inszenierung aufmerksam studiert, wird nicht umhin können, Absicht und Wirkung miteinander zu vergleichen – und – auch das ist nicht neu – erstaunt registrieren, wie weit die Intention der Bearbeitung von dem Erscheinungsbild entfernt ist. Da sitzen in einem lang gestreckten Raum, dessen Interieur an das postmoderne,

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Lady Macbeth von Minsk,

Komische Oper, Berlin Musikalische Leitung: Vassily Sinaisk, Inszenierung: Hans Neuenfels, Bühnenbild: Gisbert Jäkel, Kostüme: Elina Schnizler ,Beleuchtung: Franck Evin, Chöre: Robert Heimann, Dramaturgie: Antje Kaiser Besetzung: Jens Larsen (ein wundervoll tiefer Bass und ein prächtig gemeiner Macho-Schwiegervater); Andreas Conrad ( als melodisch feiner Tenor, dem man die mehr Männlichkeit zutrauen würde, wenn ihn sein Vater nicht gleichsam despotisch behandeln würde); Anne Bolstad (eine leidenschaftliche und bildschöne Katerina, die alle Sympathie auf ihrer Seite hat als sie sich der schrecklichen Demütigungen

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Angels in America, HB

Das siebenstündige Schauspiel von Tom Kushner, das vor 29 Jahren ebenfalls in diesem Bremer Theater aufgeführt wurde, hat der ungarische Komponist Peter Eötvös auf zwei Stunden gekürzt und musikalisch mit vielen Stilrichtungen und Instrumenten und damit auch mit zusätzlicher emotionaler Kraft ausgestattet. Aber es ist keine leichte Kost, denn die Eigendynamik der Homosexualität – noch vor gar nicht langer Zeit als Makel und mit dem Auftritt des schrecklichen Aidsvirus zu einer nicht nur persönlichen Katastrophe aufgetürmt – schwappte damit auch weltweit als Angstwelle über alle Länder. Oft auch durch Unkenntnis der Ursachen und Auswirkungen wurde nicht das Virus bekämpft, sondern die infizierten Menschen geächtet und isoliert – bis eine globale Aufklärungskampagne zusammen mit neuen Forschungsergebnissen positive Ergebnisse in der Eindämmung der Krankheit brachte.

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La forza del destino, B

Selten drifteten Musik und Inszenierung dermaßen auseinander: Während im Orchestergraben eine wunderschöne, dramatisch zärtliche, leidenschaftlich schwingende instrumentale Stimmigkeit und Ausgewogenheit die Verdifreunde ins Träumen bringt, ächzen auf die Bühne die Verwundeten und Opfer des 2. Weltkrieges, kämpfen spanische und Italienische Soldaten gegen die Deutschen, sind Lazarett-Schwestern hilflos überfordert, tropft das Blut der schwer Verwundeten aus Körperteilen – und mittendrin auch noch die unversöhnliche menschliche Rache, die ein tragisches Liebespaar vernichten wird.

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ELIAS, OL

In dieser Inszenierung gibt es noch eine kleine Ausschmückung mit der zarten Carla Götz, die nicht nur in der Rolle als Knabe engelsgleich in eine begnadete Höhe klettert, sondern auch klar und klangvoll Greta Thunbergs Anklage gegen die blinde Gesellschaft in der heutigen Zeit verliest. Na, klar. Es hat sich seither in dieser Hinsicht wohl auch nicht viel geändert, Das Rad der Geschichte hat immer wieder Wogen aufgewühlt und ist auch wieder zur Ruhe gekommen. Was in der heutigen Zeit allerdings sicher noch einiger Anstrengungen und Einsichten bedarf.

Das Schönste und Machtvollste in diesem von dem begnadeten jungen Felix so kunst- und klangvoll komponierten Oratorium ist nicht nur die große dramatische Rolle von und für Elias, sondern auch und nicht weniger von emotionaler Eindringlichkeit sind die hinreißend mit dem Geschehen verknüpften choralen Arrangements, Versionen und Visionen. Und durch die Intensität, mit der das Volk sich Gehör verschafft, mit der es jubelt und preist, und klagt und verurteilt, kommt diesem – auch und vor allem in dem geschichtlichen Kontext seiner Zeit, dem Werk auch eine revolutionäre Bedeutung zu. Das Orchester weis um dieses Anliegen.

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